Lateinamerika-Exkursion

Am 11.03.2013 geht’s los! 16 Leipziger Geographen machen sich auf den Weg nach Lateinamerika, genauer gesagt Costa Rica und Nicaragua im Herzen Mittelamerikas. Drei Wochen voller Expeditionen und Entdeckungen liegen vor uns. Die Reiseroute könnt ihr auf dieser Karte verfolgen.



Ob in den Tiefen des Dschungels Costa Ricas, von Angesicht zu Angesicht mit der bezaubernden Tier- und Pflanzenwelt, oder auch auf der Spitze der Vulkane Nicaraguas – es gilt den geographischen Blick zu schärfen und Naturphänomene genauer zu erforschen.  Hilfreich zur Seite stehen uns dabei lokale Guides und Nichtregierungsorganisationen vor Ort, welche sich einerseits für Umweltschutzaspekte starkmachen und sich gleichzeitig für eine möglichst nachhaltige Entwicklung der Regionen einsetzen. Neben dem Verständnis für natürliche Prozesse wird uns damit auch ein tieferer Einblick in das Kulturverständnis der Länder und auf bestehende globale Entwicklungszusammenhänge gewährt.
Zusätzlich zu der Berichterstattung durch die LVZ und Mephisto (Radiobeitrag) gibt es aktuelle Informationen, Bilder und Eindrücke von der Exkursion aus erster Hand regelmäßig hier auf der Seite unseres Vereins: der GeoWerkstatt Leipzig e.V.
Bis dahin – wir freuen uns!!!

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Teil 1) iBuenos dias de Costa Rica!

Nun also die erste Nachricht aus Costa Rica! Alle Teilnehmenden sind gut angekommen und haben wenig Zeit um sich den lokalen Gegebenheiten anzupassen. “Habt Acht vor der Sonne!” möchte man ihnen noch zurufen…

Bienvenido GeoWerstatt Leipzig a Drake, Costa Rica

Am Montag sind wir alle fröhlich im Costa Rica Backpackers – Hostel in der Hauptstadt San José eingetrudelt. Die Sonne schien und ein sanfter Wind wehte, sodass uns das Eingewöhnen gar nicht schwer fiel.

Schwieriger wurde es am Dienstag, als der Wecker 4 Uhr morgens klingelte, denn wir hatten Bustickets für eine Fahrt zur Halbinsel Osa im Südwesten Costa Ricas gebucht. Nach einer 6-stündigen Busfahrt ging es mit einem Boot auf dem Fluss Sierpe in Richtung Pazifik, um schließlich in dem beschaulichen Städtchen Drake anzukommen. Die Fahrt durch die Mangroven hat uns alle sehr beeindruckt und war somit eine gute Einstimmung für die kommenden Tage, die wir hier auf der Halbinsel Osa verbringen werden.

Eindruck vom Boot während der Fahrt durch Mangrovenwälder im Südwesten Costa Ricas

Unsere Gastgeberin, Martina, hat uns sehr herzlich am Strand empfangen und uns zu ihrer Pension geführt. Ziemlich erschöpft von der Hitze, aber super zufrieden haben wir uns das kleine Dorf angeschaut und uns freudig im Pazifik ‘abgekühlt’ (Wassertemperatur ~ 28°C …).

Nach dem gemeinsamen Kochen lokaler Spezialitäten (Reis mit Bohnen, Maistortillas und Kochbananen ‘Plátanos’), neigt sich der zweite Exkursionstag dem Ende zu und wir freuen uns auf eine spannende Wanderung am morgigen Tag.

Tropische Grüße von uns ins kalte Deutschland!

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Teil 2) Hola!

Über wankende Brücken, Humusauflagen in tropischen Gefilden und nem echten, ungezähmten Urwaldtier. –  Der zweite Teile der exklusiven Bericht-erstattung unserer Lateinamerika-Exkursion!

 

Zwei anstrengende, aber informative, abwechslungsreiche und eindrucksvolle Tage auf der Halbinsel Osa liegen hinter uns. Über wankende Hängebrücken hinweg, kleine und große Flüsse überquerend, ging es in die Tiefen des Dschungels bis zum Rio Claro.

Auf dem Weg dorthin befanden wir uns nicht nur inmitten der heimischen Flora und Fauna, auch geographische Fragestellungen gingen wir auf den Grund.

Neben der Humusauflage im Tieflandregenwald gab es laut krächzende aber äußerst farbenfrohe hellrote Aras, schlemmende Weißschulter-kapuzineräffchen und gefährliche Krokodile zu bestaunen.

Endlich am Ziel angelangt, genossen wir ein kühles Bad im Rio Claro und die wundervolle Aussicht. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir wieder unsere Pension in Drake.

Am Donnerstag ging es, wie hier in Drake Bay üblich, mit dem Boot zum Nationalpark Corcovado. Der 1975 gegründete Nationalpark ist ein wahrer Biodiversitätshotspot und hielt auch für uns einige Überraschungen bereit.

Das Highlight des Tages war der sich im Schlamm badende Tapir. Leicht müde blinzelte er in unsere Kameras . Ein lokaler Guide sorgte dafür, dass keine Information zu dem Ökosystem verloren gingen. Auch die Urwaldriesen mit ihrem imposanten Wurzelwerk beeindruckten sehr. Zum Abschied winkte uns der Nasenbär und wünschte uns eine gute Heimreise.

schlammbadender Tapir

Bald heißt es nun schon wieder Abschied nehmen von der Peninsula de Osa, wir melden uns von dem Regenwald der Österreicher wieder! Sonnige Grüße & Pura Vida!

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Teil 3) Auf dem Weg nach Nicaragua

…es ist total schwierig mit Internet hier… gerade sind wir in Nicaragua… und hier der Blogeintragueber die letzten Tage….


Nach längerer Zeit nun endlich, wieder Neuigkeiten unserer letzten Tage in Costa Rica! Zum Abschied in Drake Bay hatten wir die Gelegenheit, Mayra, einer alteingesessenen Dorfbewohnerin und gleichzeitig Mitarbeiterin der Fundation Corcovado (www.corcovadofoundation.org/) zur touristischen Entwicklung und Geschichte der Halbinsel zu befragen. In gemütlicher Runde berichtete sie mit Hingabe über die Bemühungen der Fundation eine nachhaltige touristische Entwicklung in der Region durchzusetzen und über auftretende Probleme unter anderem auch bei der Kooperation mit der lokalen Bevölkerung. Auch Alvaro, ein spanischer Volontär, trug seine Erfahrungen aus der Umweltbildung an lokalen Schulen bei.

Diskussion zur Entwicklung nachhaltiger Tourismuskonzepte
Bananenverkostung mit dem Busfahrer

Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen von Drake Bay. Mit Durchschnittstempo 30 über Schotterwege hinweg, konnten wir beim Überqueren der Halbinsel, die unterschiedlichsten Nutzungs- und Lebensformen wahrnehmen. Dichter Dschungel und tief eingeschnittene Täler wurden abgelöst durch extensive Weidenutzungen und Garten-wirtschaft. Unser Busfahrer lud uns spontan auf eine Bananenrunde, frisch aus dem eigenen Garten geerntet, ein. Lecker!!!

Am anderen Ende der Halbinsel angekommen überquerten wir mit dem Boot den GolfoDulce und kamen schließlich im Regenwald der Österreicher in La Gamba an.

Die Tropenstation existiert seit Anfang der 90ziger Jahre und ist aus einer Partnerschaft der Universität Wien und dem Nationalpark Esquinas entstanden, um einen der letzten primären tropischen Tieflandregenwälder zu bewahren. Heute bietet diese tropische Station viel Raum für Forschungstätigkeiten im Bereich der Biodiversität. Biologen und Geographen arbeiten Hand und Hand. Auch wir hatten die Gelegenheit den Biologen über die Schulter zu schauen und die Tropen aus biologischer Perspektive besser wahrzunehmen. Auf Wanderungen durch das Gelände durchquerten wir sowohl primären als auch sekundären Regenwald. Anhand von Aufschlüssen mit Sedimenten und Böden entwickelten wir eine konkrete Vorstellung zu den vorhandenen tropische Böden und der Landschaftsgenese vor Ort.

endlich! Ein Aufschluss gibt nähere Aufschlüsse

Die Geräuschkulisse beeindruckte insbesondere auch nachts. Verschiedenste Arten trugen zu diesem Konzert bei, u.a. Rotaugenlaubfrosch, Bromelien- und Ochsenfrosch, eine Kaimanfamilie, Zikaden und verschiedenste Vögel. Das gemeinsame üppige Frühstück in dem botanischen Garten der Station hat uns stetig für die Unternehmungen gestärkt, dabei konnten unterschiedlichste Arten von Kolibris und auch ein Tucan bestaunt werden.

Vogelparadies Costa Rica

 

Am letzten Tag erhielten wir Einblick in das Wiederauf-forstungsprojekt, welches gezielt Korridore für Flora und Fauna schafft. Zum Abschluss des Tages genossen wir ein erfrischendes Bad an dem nahege-legenen Wasserfall oder wagten einen Sprung in den „Strudeltopf“. DiePanamericana führte uns über die Cordillera de Talamanca und den dortigen Nebelwald zurück zum Base Camp in San José. Wir melden uns aus Nicaragua!

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Teil 4) Bienvenidos a Nicaragua!

Unsere erste Anlaufstation in Nicaragua war die Spanischschule La Mariposa in San Juan de la Conception (La Concha), wo wir die letzten 4 Tage verbracht haben.


In idyllischer Bergkulisse, mit Blick auf den Vulkan Masaya, übernachteten wir in dem erst im Dezember 2012 fertig gestellten study center der Schule. Ziel des Projektes „La Mariposa“ ist es, die gesamte Region um Masaya durch ausgewählte Projekte in ihrer Entwicklung zu unterstützen. So werden lokale Wirtschaftskreisläufe gestärkt und durch die Aktivitäten der gesamten Schule auch neu generiert.

das Study Center der Schule „La Mariposa“

In einer der ärmsten Region des Gebiets „Panama“ wird eine Grundschule dauerhaft durch La Mariposa mit Lehrmitteln oder Unterricht durch Freiwillige unterstützt. Gleichzeitig wurde ein Papierrecyclingprojekt entwickelt, bei welchem die Frauen des Dorfes aus alten Zeitschriften Körbe, Taschen und Accessoires herstellten. Diese werden mittlerweile in ganz Nicaragua verkauft.

Schulklasse und Souvenirs des Recycling-Projekt

Ein mit La Mariposa vernetzer lokaler Ananasfarmer, präsentierte uns seine kleine Finca in San Igancio voller Stolz und gewährte uns Einblicke in den Ananasanbau vor Ort und den damit verbundenen Arbeitsabläufen. Die in Nicaragua angebauten Ananas sind aufgrund fehlender Handelsbeziehungen nicht für den Export, sondern lediglich für den heimischen Markt bestimmt.

Ananasfarm in San Ignacio

In der organic farm La Mariposas werden verschiedenste Obst- und Gemüsesorten angebaut, um deren Gedeihen unter hiesigen Klimabedingungen zu testen und bei positivem Erfolg in die community gardens zum Anbau zu empfehlen. Aus diesen community-gardens werden schließlich auch Obst und Gemüse für die Schule eingekauft.

In Gruppen aufgeteilt, konnten wir je nach Interessenslage an den verschiedenen Volunteer-work-Projekten mitwirken und damit ganz individuelle Einblicke in die nicaraguanische Lebenskultur erlangen. Bei einem anschließenden Treffen auf dem Gelände der Spanischschule La Mariposa lernten wir Paulette, die Gründerin kennen, welche uns das Konzept der Schule vorstellte. Bei einem Rundgang durch den Garten wurde uns bewusst, dass unter anderem auch Tiere (z.B. Hunde, Pferde, Affen, Tucane) ein Heim bei Paulette gefunden haben. So werden abgemagerte Hunde und ehemalige Arbeitspferde wieder aufgepeppelt und ehemals als Haustiere gehaltene Wildtiere versorgt. Nach dem Mittag bot uns schließlich ein kühles Bad in der 200m tiefen Laguna de Apoyo Abkühlung. Bei der Laguna de Apoyo handelt es sich um einen 43 km² großen ertrunkenen Kratersee mit endemischen Fischarten. Das gesamte Gebiet ist durch ein Naturreservat geschützt.

Kratersee Laguna de Apoyo

Der folgende Tag war dem Kunsthandwerk in den „Pueblos Blancos“ gewidmet. In kleinen Familienbetrieben werden neben wundervollen Möbeln und Holzkunst, insbesondere auch Töpferwaren hergestellt oder aus den vulkanischen Gesteinen Skulpturen gemeißelt. Stets wurden wir freundlich begrüßt und dazu eingeladen hinter die Kulissen der einzelnen Entstehungsprozesse zu schauen. Wer wollte, konnte sich (mit mehr oder weniger großem Erfolg) auch selbst beim Töpfern versuchen. Interessant war auch zu sehen, mit welchen einfachen Mitteln in einem kleinen Hinterhof die typischen Süßigkeiten Nicaraguas zum Straßenverkauf hergestellt werden. Die pinkfarbenen zuckersüßen Kokosplätzchen wurden gern gekostet J.

Töpfern und Süßigkeitenherstellung in den Pueblos Blancos

Am Nachmittag konnten wir noch einmal über den alten Handelsmarkt Masayas schlendern. Neben Hängematten und anderen Souvenirs wurden leider auch aufgeblasene echte Frösche und Schildkröten zum Verkauf angeboten.

Zum Abschluss unseres Aufenthalts in La Mariposa führte uns Paulette in die wechselvolle und tragische Geschichte Nicaraguas ein. Interessante Einblicke auch aus der persönlichen Erfahrung Paulettes aus den 1980zigern zu Zeiten des Bürgerkriegs in Nicaragua, führten zu einer angeregten Diskussion und regten zum Nachdenken an, insbesondere auch über den aktuellen Einfluss von multinational agierenden Unternehmen und die Bedeutung der Regierung der FSLN (Frente Sandinista Liberaciòn Nacional), auch für die ärmeren Bevölkerungsschichten.

Die Fahrt nach Managua, der Hauptstadt Nicaraguas, führte uns vorbei am Vulkan Masaya. Christian, unser Reiseleiter für die nächsten zwei Tage arrangierte eine Tour durch den Nationalpark „Parque Nacional Volcan Masaya“. Im Besucherzentrum erhielten wir einen fundierten Überblick über den Vulkanismus im Allgemeinen und den Vulkan Masaya im Speziellen. Mitte des 19. Jahrhunderts untersuchte bereits Dr. Karl von Seebach, ein deutscher Geologe den Vulkan und erstellte die ersten kartographischen Aufzeichnungen, welche – wie wir mit großem Erstaunen festgestellt haben – in Leipzig erstellt wurden. Aufgrund vorheriger starker Waldbrände, welche in derTrockenzeit haeufig auftreten koennen, fiel unsere Tour entlang der drei Krater leider etwas kleiner aus, doch von der Hauptplattform hatten wir pünktlich zum Sonnenuntergang einen spektakulären Blick in den noch aktiven Hauptkrater, welcher täglich ca. 4-5 Tonnen Rauch in die Atmosphäre abgibt. Die schwefelhaltigen Dämpfe ließen keinen langen Aufenthalt zu, sodass wir uns auf den Weg in die Hauptstadt machten.

am hochaktiven Vulkan Masaya

Am nächsten Morgen besuchten wir mit Christian die an der Stadtgrenze gelegene Wasseraufbereitungsanlage. Nach einer kurzen Einführung wurden uns die einzelnen Arbeitsschritte der Wasseraufbereitung bei einer geruchsintensiven Führung auf dem Gelände veranschaulicht. Durch häusliche und industrielle Abwässer ist der Lago de Managua soweit verschmutzt, dass dort so gut wie kein Leben mehr möglich ist. Mittels der Aufbereitung eines großteils der Abwässer aus Managua und die anschließende Einleitung in den See, soll die Wasserqualität verbessert und ein stabiles Ökosystem widerhergestellt werden. Das Projekt besteht erst seit vier Jahren und wird u.a. von Deutschland mitfinanziert. Trotz des kurzen Zeitraums sind bereits Erfolge in der Aufbereitung festzustellen. Trotzdem bedarf es, nach Aussagen von Wissenschaftlern vor Ort mindestens weitere 20 Jahre bis der See vollständig regeneriert ist.

Abschließend, bei einer kleinen Stadtrundfahrt durch Managua, zeigte uns Christian das alte Stadtzentrum, welches bei einem Erdbeben 1972 vollständig zerstört wurde und nur noch Reste, wie die zerfallene Kathedrale stehen, sowie das neue. Außerdem führte er uns nochmals in die Geschichte Nicaraguas und die Revolution ein.

Kathedrale von der Hauptstadt Managua

Mit vielen neuen Eindrücken verließen wir die hektische Hauptstadt und machten uns auf den Weg nach Leon. ..hasta la vista…

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Teil 5) Im Herzen Nicaraguas

Die Osterfeierlichkeiten erlebte unsere Gruppe noch in der Stadt Leon, bevor sie sich aufmachten, bei Mondschein einen der höchsten und aktivsten Vulkane der Umgebung zu besteigen und in der Wildnis zu übernachten.

Frühstücken in der Wildnis Nicaraguas

Pünktlich zu den Festlichkeiten in der „Semana Santa“ erreichten wir Leon und befanden uns sogleich mitten im alljährlichen Osterumzug. Das Osterfest hat in Lateinamerika eine noch größere Bedeutung als Weihnachten und wird eine Woche lang ausgiebig gefeiert.

buntes Osterfest in Leon, Nicaragua

Besonders beeindruckend ist die große Kathedrale im barocken Kolonialstil, deren Baupläne ursprünglich für Lima (Peru) bestimmt waren und aus Versehen verwechselt wurden (Bild Kathedrale). Vom Dach der Kathedrale überblickten wir die gesamte Stadt und auch die Vulkanketten sind am Horizont zu erkennen. Unter anderem der 1.060 m hohe Vulkan Telica, welcher uns am Abend herausfordern sollte (Panorama Stadt). Nach einer spannenden Stadtführung in brütender Hitze, konnten wir uns noch kurz entspannen, um uns auf die abendliche Tour auf diesen Vulkan vorzubereiten.

große Kathedrale für Lima, Peru errichtet in Leon

Vollgepackt mit 5 Litern Flüssigkeit, Schlafsäcken, warmen Sachen und dem Headlight auf dem Kopf machten wir uns auf den Weg. Heiße Quellen und sprudelnde Schlammtöpfe waren das erste Highlight unserer Wanderung. Langsam ansteigend über staubige Hohlwege hinweg ging es fortan bis zum ersten Stopp am Mangobaum, an dem wir auf der Rücktour auch frühstückten. Nach dieser kurzen Pause ging es erst richtig los, 1000 Höhenmeter galt es zu überwinden. Der Vollmond, unser stetiger Begleiter, war so erstaunlich hell, dass man selbst ohne Stirnlampe laufen konnte.

Schlammtopf und Blick vom Kraterrand in den aktiven Vulkan

Völlig eingestaubt und nassgeschwitzt, aber glücklich kamen wir schließlich am Kraterrand an. Vor einem Blick auf die glühende Lava, mussten allerdings noch schnell die Sachen gewechselt werden, denn der Wind wehte so kalt und stak, dass eine Erkältung die sichere Folge gewesen wäre. Die letzten Meter bis zum Kraterrand überwanden wir nun wie im Flug und tatsteten uns langsam auf dem Bauch liegend bis zum Rand vor. Schwefliger Rauch wehte uns ins Gesicht und eröffnete uns ab und an einen eindrucksvollen Blick auf die glühende Lava, deren Bewegung auch lautstark zu hören war.

Nachdem wir uns sattgesehen hatten, schlugen wir unser Nachtlager unter freien Himmel am Fuße des Vulkans auf. Eingemummelt in die Schlafsäcke verbrachten wir die Nacht. Der darauffolgende Morgen zeigte den Vulkan in seiner ganzen Schönheit.

Frühstück am Vulkan

Der Abstieg fiel nun wesentlich leichter. Als wir gegen Mittag wieder im Hostel angekamen, hatte sich der Staub in jeder Pore und Falte festgesetzt…. Ein Kampf um die – dank der Wasserknappheit – nur leicht tropfenden Duschen entbrannte. Frisch gesäubert machten wir uns schließlich auf den Weg nach Granada, unserem letzten Stopp in Nicaragua. Diese Kolonialstadt ist grundsätzlich etwas konservativer als das liberale Leon. Dennoch hatten wir viel Spass auf der Touristenmeile und genossen „Nica Libre“ in Kaffeetassen (Bild Tassen). Erholung war angesagt.

Tassen hoch nach dem erfolgreiche Gipfelsturm

Nun hieß es Abschied nehmen von Nicaragua und ein langer Weg in die Karibik, mit Zwischenstopp in San José liegt vor uns.

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Teil 6) Verschnaufpause in der Karibik – Adios y Hasta la Vista*

Was könnte zum Rekapitulieren und Aufwerfen weiterführender Forschungsfragen am Ende einer so intensiven Exkursion mit Vulkanbesteigungen, Regenwaldaufenthalten und und und besser sein als ein Abstecher in die Karibik???

Karibikstrand

Karibikfeeling pur und Entspannung lautete das Motto der letzten beiden Tage unserer Exkursion :). Angekommen in der Küstenstadt Puerto Viejo in Costa Rica übernachteten wir in dem unvergleichbaren Hostel Rocking J`s, direkt am Strand und gleichzeitig auch nah am Stadtkern gelegen. An der Strandpromenade Puerto Viejos säumen unzählige kleine Verkaufsstände den Weg, an denen die letzten Souvenirs vor der Heimreise ergattert werden konnten. Abends lockten dann live-Reggae, Rock- und Latinoklänge in die Stadt und wir verweilten in der ein- oder anderen Bar gern auf ein „Imperial“ (Costa-ricanisches Bier) ein wenig länger…

Karibikfeeling pur – Live-Musik und ein kühles Cerveza

Bade-highlight vor Ort ist der große, bei Surfern äußerst beliebte Strand „Cocles“, an welchem die Wellen aus kristallklarem Wasser sich meterhoch aufbauen, um schließlich in weißem Schaum am Strand anzukommen.

Wellen aus kristallklarem Wasser

Schließlich blieb uns an diesem wunderbaren Ort auch noch genügend Zeit, die vergangenen drei Wochen der Exkursion an einem gemeinsamen Abend noch einmal zu reflektieren und sich ergebende Problemstellungen zu diskutieren. Mögliche Forschungsfragen reichen dabei von physisch geographischen Gesichtsprunkten hin bis zu wirtschafts- und sozialgeographischen Fragestellungen. Eine Auswahl der sich aus der Exkursion heraus ergebenden Forschungsfragen sei an dieser Stelle genannt:

 

–          Wie kann der zunehmende, und beinahe ungebremste Einfluss von multinational agierenden Unternehmen in der Landwirtschaft und das damit verbundene Zurückdrängen kleinbäuerlicher Strukturen minimiert werden? Welche Strukturen müssen geschaffen werden, um zu mehr Regionalität zurückzukehren bzw. die noch vorhandenen Kleinbauern zu schützen und konkurrenzfähig zu halten? Wie können umweltfreundliche/ökologische Anbauweisen besonders gefördert werden? Was kann in diesem Zusammenhang jeder Einzelne „als Konsument“ beitragen?

–          Wie ist der Einfluss großflächig angebauter Monokulturen (Palmöl, Ananas, Kaffee etc.) unter dem Aspekt der Biodiversität bzw. funktionierender Ökosystemdynamiken zu bewerten? Inwieweit bestehen z.B. langfristig Gefahren der Bodendegradation in Abhängigkeit verschiedener Anbauweisen (Erosion, Nährstoffverlust, Schwermetallanreicherung durch den Einsatz mineralischer Düngemittel)?

–          Ist der „Ökotourismus“ in Costa Rica ein geeignetes Mittel, um die Regenwälder zu bewahren oder kann ggf. teilweise bereits von Massentourismus gesprochen werden, welcher eher negativen Einfluss auf die Ökosysteme hat?

–          Wie kann die Müllproblematik in Nicaragua gelöst werden und Infrastrukturen geschaffen  bzw. Bildungsmaßnahmen ergriffen werden, welche dazu führen, dass nicht in beinahe jedem ländlichen Haushalt der Müll verbrannt wird – darunter auch recycelbarer Plastikmüll und kompostierbarer organischer Müll – und so auch eine immense Luftverschmutzung in Kauf genommen wird. Gleiche Problematiken ließen sich hinsichtlich einer flächendeckenden Wasserver- und entsorgung, sowohl in Costa Rica als auch Nicaragua aufgreifen.

–          Wie muss staatliche Entwicklungshilfe, z.B. aus Deutschland, generell aussehen, damit diese dauerhaft hilfreich ist oder führt eine Entwicklungshilfe „nach dem Gießkannenprinzip“ teilweise nicht sogar zu einer „Nehmermentalität“ im betreffenden Land ohne eigene, nachhaltige Projekte „von unten“ zu verwirklichen? Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die NGO`s vor Ort, z.B. die Spanischschule La Mariposa in Nicaragua. Wie stark ist deren positiver Einfluss auf das Community-Building zu bewerten?

–          Welche Initiativen müssen ergriffen werden, um die Problematik der unterernährten Hunde und deren ungebremster Vermehrung Herr zu werden und allgemein Tierschutzaspekte, z.B.  auch für leidende Arbeitspferde stärker in den gesellschaftlichen Vordergrund zu rücken?

Mit all diesen Fragen und immens vielen unterschiedlichen Eindrücken der letzten drei Wochen im Gepäck verabschieden wir uns von der wundervollen Karibikküste Costa Ricas und treten die Heimreise nach Deutschland an. Vielleicht kommt der Ein- oder Andere ja noch einmal zurück nach Mittelamerika, um weiter an einer der Fragestellungen zu forschen! In diesem Sinne Adios y Hasta la Vista*

Gruppenbild – Teilnehmende mit Farbe im Gesicht
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