Workshop-Bericht „Buddeln mit Bio“ 2013

Gelände-Workshop für Bodenkunde und Botanik

In enger Zusammenarbeit mit der GeoWerkstatt Leipzig e.V. führte die Professur für Physische Geographie und landschaftsbezogene Umweltforschung (Institut für Geographie [IfG] der Universität Leipzig) den diesjährigen Gelände-Workshop „Buddeln mit Bio“ 2013 durch. Wissenschaftliche Unterstützung des Workshops für den Bereich Botanik gab es von KollegInnen des ENEDAS e.V. Eine finanzielle Unterstützung für diese gemeinsam mit der Jagiellonen-Universität in Krakau (UJ) organisierte Lehrveranstaltung gab es vom DAAD.

Workshop Teilnehmer in Polen

Vom 09. -15. Juni 2013 haben insgesamt 12 Studierende der Universität Leipzig und eine weitere Teilnehmerin der Partneruniversität Krakau am Workshop für Bodenkunde und Botanik teilgenommen, welcher zum zweiten Mal in einem nord-östlich/östlich von Krakau gelegenen Lössgebiet im Süden Polens stattfand. Der Workshop ist als Zusatzveranstaltung neben dem regulären Semesterbetrieb konzipiert, bei dem theoretisches Wissen aus Vorlesungen und Seminaren im Gelände unmittelbar Anwendung finden soll. Neben dem starken Praxisbezug geht es vor allem darum, vom klassischen Konzept der frontalen Lehre abzuweichen und vielmehr einen Austausch der Teilnehmenden untereinander und ein wechselseitiges Lehren und Lernen zu fördern. Dies wird von den Studierenden sehr geschätzt. Zudem bedingt die fakultative Teilnahme eine hohe Motivationsbereitschaft der Teilnehmenden.

Lösslandschaft im Süden Polens mit traditioneller, kleinparzellierter Flureinteilung

Das Ziel des Gelände-Workshops „Buddeln mit Bio“ war es, den TeilnehmerInnen unter Anwendung boden- und vegetationskundlicher Methoden Einblicke in das Prozessgefüge von Geo-/ Biodiversität und Landnutzung zu gewähren. Dabei haben die TeilnehmerInnen aus Biologie und Geographie ihr fachliches und methodisches Wissen gemeinsam angewandt und ausgetauscht. Methodisch wurde dabei u.a. der geomorphologische Formenschatz kartiert und diskutiert, oder aufeinander folgende Bodenprofile entlang eines Reliefs (Catena) abgebohrt, um sich einen geomorphologisch-bodenkundlichen Überblick im Untersuchungsgebiet zu verschaffen. Degradations- und Erosionsstadien der im Lössgebiet natürlich vorkommenden, typischen Böden – die Schwarzerden/Tschernoseme – gaben weitere Hinweise zum Prozessgeschehen in der Landschaft. Des Weiteren wurden an einer Vielzahl von Untersuchungsplots Vegetationsbestimmungen für die allgemeine Bestandsaufnahme sowie die anschließende Interpretation von Zeigerwerten durchgeführt. Dabei wurde zunächst ein Minimumareal bestimmt, in welchem mindestens 90% der in dem Untersuchungsplot vorkommenden Arten vorzufinden sind. Anschließend erfolgte eine Vegetationsaufnahme nach der Methode von Braun-Blanquet, wobei die vorgefundenen Arten qualitativ und quantitativ (Deckungsgrad und Häufigkeit) erfasst werden. Hierdurch sollte ein repräsentativer Ausschnitt der Begleitvegetation einer traditionell genutzten Kulturlandschaft erfasst werden, welche letztendlich keinen erheblichen Unterschied zu typischen Arten im sächsischen Lösshügelland aufwies.

Workshop Teilnehmer bei Vegetationsbestimmung

Workshop Teilnehmer bei Vegetationsbestimmung

Das Untersuchungsgebiet – ein Ausschnitt des Krakauer Lössgebiets – liegt im Mündungsgebiet von Nidiza und Nida. Beide Flüsse entwässern östlich von Krakau in die Weichsel. Das Lössgebiet ist gekennzeichnet durch ein flachwelliges Relief. Äußerst prägnant sind die landwirtschaftlichen Nutzungsflächen in Form von zumeist recht schmalen Ackerschlägen, welche durch die für diese Landschaft sehr typischen Ackerrandstufen oder Wiesenstreifen (Miedza) voneinander abgegrenzt sind. Beide Geländeformen sind das Resultat einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung und der damit einhergehenden Erosionsprozesse. Der Ackerbau ist in dem Exkursionsgebiet sehr traditionell geprägt, da die in anderen Teilen Polens üblichen Kollektivierungsmaßnahmen unter einer kommunistischen Regierung hier nur partiell durchgesetzt wurden. In der Folge beträgt die zu einem Hof gehörende landwirtschaftliche Nutzfläche im Untersuchungsgebiet durchschnittlich 3-5 ha (in sächsischen Lössgebieten durchschnittlich ca. 190 ha).

Bodenprofil im Lössgebiet

Ein besonderes Strukturelement stellen zudem die aus der von Erosion geprägten Landschaft herausragenden Lösshügel – die „Kopiec“ – dar, derer sich 2 im Untersuchungsgebiet befinden, zu deren Ursprung und Bedeutung jedoch keine einheitliche Erklärung vorliegt.

Lösshügel „Kopiec“ im Süden Polens

Ein Starkregenereignis während des Gelände-Workshops veranschaulichte den Studierenden auf eindrucksvolle Weise das Ausmaß des möglichen Erosionsgeschehens. Innerhalb weniger Stunden bildeten sich immense Schlammströme, die den Boden von den vorwiegend spärlich bedeckten Ackerflächen abtrugen und zum Teil verheerende Schäden verursachten. Diese Beobachtungen erklären die – u.a. in vielen erodierten Bodenprofilen zu erkennenden – Degradationserscheinungen innerhalb der traditionellen Kulturlandschaft. Zugleich werfen sie kritische Fragen nach der Zukunftsfähigkeit der erhaltenen Landschaftsstrukturen und Bewirtschaftungsformen auf.

Bodenabtrag an der Oberfläche nach Starkregenereignis

Das gute Gruppenklima der aus verschiedenen Semestern zusammengekommenen Studierenden schaffte eine produktive, ausgeglichene Workshopatmosphäre, wobei das Interesse für die Teilnahme am Workshop bei den Biologiestudierenden bedauerlicherweise sehr gering war. Die Begleitung der Teilnehmerin aus Krakau hat jedoch einen direkten Austausch ermöglicht und einen spezielleren und auf Erfahrungswerten basierten Einblick in die Thematik gewährleistet.

Das Konzept von „Buddeln mit Bio“ überzeugt rundum mit seiner methodischen Vorgehensweise und erschafft eine Synthese aus Bio- und Geowissenschaften. Wir hoffen, dass „Buddeln mit Bio“ regelmäßig in verschiedenen Regionen Deutschlands oder irgendwo anders und mit reger Beteiligung von interessierten Studierenden realisiert werden kann.

Kontakt:

Christian Schneider (GeoWerkstatt & IfG)
Carolin Seele (ENEDAS & IfB)
Tel: +49 341 97 32904
Email: bmb2013[ät]enedas.de

 

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