SummerSchool 2013: Tatort Leipzig – der Reurbanisierung auf der Spur

Ein Jahr ist vorbei und eine neue Generation SummerSchool-Teilnehmende widmet sich mit uns den spannenden und noch spannenderen Orten und Unorten in Leipzig. Hier kommen die Berichte der vier ersten Tage. Aber lest mehr…

Montag – die Innenstadt unter die Lupe genommen

von Anna, Isa, & Malin

Motiviert und mit kleiner Verspätung haben wir uns unserer ersten Herausforderung gestellt: das war ein umfangreicher Vortrag von Ulrich Tietz, einem Mitarbeiter im Stadtplanungsamt Leipzig. Er gab uns einen großen Einblick in die Stadtentwicklung von Leipzig, insbesondere seit der Wende. Thematisiert wurden Herausforderungen, Leitbilder sowie städtebauliche Förderungsmaßnahmen. Im Folgenden werden wir auf einige Aspekte näher eingehen.

Allgemeinentwicklung: Seit 1990 waren zunächst eine starke Abwanderung sowie eine fortschreitende Deindustrialisierung zu verzeichnen. Diese Phänomene hatten einen steigenden Wohnungsleerstand zur Folge. Ulrich Tietz sprach wiederholt von einer Aufbruchsstimmung, die sich Mitte der 1990er Jahre darin widerspiegelte, dass umfangreiche Sanierungen durch Investitionen sowie quartiersspezifische Aufwertungen durchgeführt wurden. Um die Jahrtausendwende zeichnete sich nach Verlusten eine erneute Zuwanderung der Bevölkerung in die Kernstadt ab. Diese wird gezielt durch positive Entwicklungen des Wirtschaftsstandort Leipzigs gefördert, die grob in 5 Cluster unterteilt werden kann: Automobilindustrie, Gesundheitswesen, Energie- und Umwelttechnik, Logistik, Medien-/ Kreativwirtschaft. Überwiegend befinden sich die Cluster im Norden des Leipziger Stadtgebietes, wo auch mittlerweile andere günstige infrastrukturelle Rahmenbedingungen vorhanden sind (Stichwort Flughafen ohne Nachtflugverbot).

Als Ansätze zur Erhaltung der Bausubstanzen in der Innenstadt wurden z.B. Eigentumsförderung (z.B. in Form von Stadthäusern), das Selbstnutzerprogramm, Wächterhäuser und die Ausweisung von Sanierungsgebieten durch die Stadt hervorgehoben. Generell lässt sich beobachten, dass die Zuwanderung in die Innenstadt vor allem durch Studenten bzw. junge Leute erfolgt. Daher lässt sich festhalten, dass es sich als schwierig erweist, eine sichere Prognose für den weiteren Verlauf des Prozesses der Reurbanisierung zu treffen.

Nach leckerem Mensa-Essen ging es weiter:

Als nächstes haben wir Andreas Schmidt von der Leipzig Tourismus & Marketing GmbH getroffen, um ihn über den Dächern Leipzigs zum Image Leipzigs zu löchern. Herr Schmidt erläuterte uns den Erfolg der Leipziger Tourismusbranche schwerpunktmäßig anhand von Hotelübernachtungen. Hervorzuheben ist hierbei, dass 70% aller Übernachtungen durch Geschäftsreisende (z.B. Messe) zu verzeichnen sind und nur etwa ein Drittel dem klassischen Städte-/ Kulturtourismus zuzurechnen sind. Von allen deutschen Großstädten hat Leipzig von 2011 auf 2012 den größten Übernachtungszuwachs verbucht. Interessanterweise setzt die Tourismus & Marketing GmbH verhältnismäßig wenig auf direkte Vermarktung, sondern eher auf Weiterempfehlung und sogenannte „Pressereisen“, bei denen Journalisten gezielt durch Leipzig geführt werden und anschließend mediale Erfahrungsberichte veröffentlichen. Der Individualtourismus überwiegt, aber auch Kurzaufenthalte (durchschnittlich 1,9 Tage) und Spontan-Trips nehmen einen wichtigen Stellenwert ein. Leipzig hatte lange Zeit Schwierigkeiten, ein prägnantes Image zu erlangen. Die letztendliche Identifikation findet durch die Vermarktung als Musikstadt (Leipziger Notenspur, authentische Komponistenhäuser) statt. Daneben setzt man auf überregionale bzw. internationale Events (Weihnachtsmärkte, Jazztage, Lichtfest, …) als Attraktionen. Das Potenzial ist vor allem im Bezug auf Sport-Events noch lange nicht ausgeschöpft.

Anschließend führte uns Sebastian Neider vom Organisationsteam bei Wind und Regen durch die Innenstadt – wie gut, dass die Erläuterungen zu Gründerzeitgebäuden und Geschichte von Einzelhandel und Messe von Passagen überdacht waren (siehe Foto oben). Die ehemaligen Messehäuser werden vorwiegend für den Einzelhandel genutzt, die Bekleidungsbranche nimmt hier mit Abstand die Spitzenposition ein.

Die Tour endete vor den „Höfen am Brühl“ (Teil des ehemals größtes Pelz- und Rauchwaren-Umschlagszentrums weltweit sowie einst größtes DDR-Kaufhaus. Es leben die Superlative!), wo wir aufgeteilt in zwei Gruppen die bauliche Struktur sowie Geschäftssituation untersucht haben. Zusammenfassend ist auffallend, dass im Einkaufszentrum viereckige Formen dominieren und die Farbgebung sehr minimalistisch (schwarz-weiß) angelegt ist. Bausubstanzen sind v.a. Glas, Stein und Stahl. Das Konzept ist sehr einheitlich durchgeführt und ist offensichtlich darauf angelegt, elegant und luxuriös zu scheinen. Bezogen auf die Geschäftssituation stach hervor, dass im EG und 1. Geschoss in erster Linie Bekleidung vorzufinden war, wohingegen im UG eine großzügige Kinder-Spieloase und sonstige Läden (Geschenke, Bastelbedarf…) situiert sind. Die Gastronomie ist vorwiegend im EG und UG angesiedelt. Abschließend haben wir uns geeinigt, dass das Zentrum den Erwartungen nicht gerecht geworden ist (ausbleibende Besucher, Leerstände). Da das Projekt „Höfe am Brühl“ erst letztes Jahr eröffnet wurde, bleiben allerdings langfristige Statistiken abzuwarten und die Rentabilität kritisch weiter zu beobachten.

Auswertung der Gruppenarbeit in den Höfen am Brühl

Anschließend ließen wir den Tag im MB (Möhre, böah) im Herzen von Leipzig ausklingen, einem Keller, den angeblich Frau Merkel persönlich mit ausgegraben hat.

 

Dienstag – Reurbanisierung des Wohnens

Am Vormittag betrachteten wir vom Fahrrad aus verschiedene Wohnformen und Entwicklungsprozesse in den Stadtteilen Schleusig, Plagwitz und Lindenau. An ausgewählten Straßenzügen teilten wir uns in Gruppen auf und verglichen anschließend die Beobachtungen der ökonomischen und sozialen Ausprägungen und ihrer Entstehungsprozesse.

von Sebastian, Isa & David

In unserer induktiven Vorgehensweise schlossen wir beispielsweise von den Klingelschildern und dem Straßenbild auf die Bewohnerstruktur des Viertels. Auch die Infrastruktur und Einzelhandel setzen wir in Bezug zu den Anwohnern der betrachteten Stadtteile.

Schleußig

Die Bewohner wohnen schon seit längerer Zeit in Leipzig und gehören der mittleren bis oberen Schicht an, jedoch bestehen innerhalb Schleusigs auch prägende Unterschiede.

In den alten, sanierten Wohngebieten der Gründerzeit vorrangig Mietverhältnissen mit jungen Familien bestehen, finden sich in den aufwändig sanierten Industriegebieten wie dem Buntgarnwerke Familien oder unverheiratete Paare der oberen Einkommensklasse welche über Wohneigentum verfügen. Die jungen, meist unverheirateten Familien scheinen dem alternativ-ökologischen Milieu anzugehören. Die ortsansässige Infrastruktur ist mit Kinderärzten, Hebammen und Naturkostläden auf die Bewohner ausgerichtet.

Zudem befinden sich in Schleusig neue gebaute Stadthäuser mit Zugang zu Kanälen, welche ein besonderes Flair des Wohnens am Wasser vermitteln. Die Entwicklungsprozesse sind in diesem Stadtteil sehr weit fortgeschritten und es existieren nur noch wenige Sanierungslücken. Ob und inwiefern diese Entwicklungen der Reurbanisierung zuzuordnen sind konnte in den Gruppendiskussionen nicht geklärt werden.

Plagwitz

Der Stadtteil war nach der Wende besonders von Bevölkerungsverlusten und dem Verfall der ansässigen Industrie betroffen. Dementsprechend ist die Gesamtentwicklung hier noch nicht so weit fortgeschritten wie in Schleusig. Der Wandel von Brachflächen zu Bauflächen lässt sich hier gut beobachten, so zum Beispiel in Form von Stadthaussiedlungen mit ausgeprägtem subrurbanen Charakter. Im Kontrast dazu entwickelt sich nicht unweit ein „Freiraum“ der Jugendkultur mit auffälligem Graffiti, Kunst und Handwerk.

Danach verglichen wir unsere Beobachtungen in der Karl-Heine-Straße mit jenen der vorhergehenden Stadtteile. Auffällig war hier die Kultur, wie Kino, Theater und Handwerk des jungen, kreativen Milieus.

Nach der Mittagspause im Süß und Salzig standen wir abwertend, staunend vor der Festung des NPD Hauptquartiers. Auch am Lindenauplatz beobachteten wir das Geschehen und die vielfältigen Personengruppen.

Brunnenviertel vs. Central LS W33

Wir besichtigten zwei in vielerlei Hinsicht konträre Modelle der Stadtentwicklung rund um die Georg-Schwarz-Straße: Das Brunnenviertel als zusammenhängendes Areal welches durch Investoren rundum saniert und entwickelt wird, um es anschließend ertragreich zu vermieten und im Gegensatz dazu das Central LS W33 welches einige Gebäude im gemeinschaftlichen Eigentum saniert und homogenen Nutzergruppen zum wohnen und arbeiten zur Verfügung stellt.

Auf den ersten Blick könnten die beiden Entwicklungsmodelle nicht unterschiedlicher sein. Vielleicht kommt es deshalb in Zukunft zu Konflikten.  Tritt man jedoch einen Schritt zurück und betrachtet die Entwicklung unabhängig von ihrer ideologischen Grundlage, so rufen beide Projekte ähnliche Bilder hervor. Beide Akteursgruppen sind ohne langfristigen Bezug zum Stadtteil, ihr Interesse wurde durch die frei stehenden Gebäude geweckt, das Potenzial erfasst. Die „Freiräume“ nutzen sie für ihre Vorstellungen und greifen so gestaltend in den Raum und seine Bewohnerschaft ein. Es findet eine Aufwertung, eine Entwicklung des Viertels statt, ob dies aber zu Verdrängung führen wird ist noch nicht erkennbar.

 

Mittwoch – Neues Arbeiten

Kreativität, DDR-Brachen, neues Wohnen und Arbeiten.

von Tabea & Martin

Heute starteten wir ein bisschen später in unsere Reurbanisierungs-Tour, wir durften ausschlafen bis halb zehn, yeah! Wir besuchten als erstes die IHK Leipzig, wo uns Ronald Arnhold von der Cityoffensive empfing und uns über die Förderung von Projekten zur Regional- und Stadtentwicklung durch Public Private Partnerships (PPP) informierte. So werden in ganz Sachsen jedes Jahr mind. 3 Projekte prämiert, von den 20-30 die ihre Projekte bei der IHK einreichen, wobei die wichtigste Teilnahmevoraussetzung auf der Verbindung von privater, wirtschaftlicher und kommunaler Initiative beruht. Darauf folgte eine informative Einführung über die Kreativwirtschaft in Leipzig, die durch eine besonders hohe Medienpräsenz in aller Munde ist. Mit dem Verein „Kreatives Leipzig e.V.“ besteht in diesem Kontext eine enge Zusammenarbeit. Leipzig bietet den Kreativen viele Freiräume und geringe Lebensunterhaltungskosten, wodurch sie ihre Ideen verwirklichen können. Generell haben wir festgestellt, dass man das breite Feld der Kreativwirtschaft nicht einfach unter einen Hut stecken kann, sie aber dennoch das Image Leipzigs nach außen stark mitprägt. Anschließend ging es zum Mittagessen wieder in die Mensa.
Nachdem wir uns alle gestärkt hatten, fuhren wir mit unseren Rädern weiter zum Geographischen Institut. Dort trafen wir uns mit Robert Nadler, mit dem wir eine Diskussion über den Wandel der Arbeitswelt begannen. Es entwickelte sich ein langes Gespräch über die Bedeutung des Arbeitswandels im Zusammenhang auf seine Raumwirkung und zwar auf allen Maßstabseben. Im Anschluss an diese Gedankengänge folgte seine Präsentation über Multilokalität, er stellte uns viele krasse Beispiele seiner Probanden vor. Wir stellten uns dabei auch die Frage, welchen Charakter unsere Mobilität und der Bezug zu unseren persönlichen Räumen annehmen. Dann setzten wir uns wieder auf die Drahtesel und radelten durch den Friedenspark zum Alten Messegelände. Dort sahen wir uns die aktuellen Umstrukturierungsprozesse dieses noch bis zur Wende genutzten größten Messegeländes der DDR an.

Sehr präsent war hierbei die Niederlassung der Biocity: auf diesem Campus forschen und arbeiten viele hochqualifizierte junge Wissenschaftler in den verschiedenen Instituten wie zum Beispiel dem Fraunhofer Institut oder dem Max-Planck-Institut. Geforscht wird hier unter anderem auf dem Gebiet der Stammzellentechnik, Tropenkrankheiten und der Bionik. Weitere Beispiele der Umstrukturierung des Messegeländes sind die Ansiedlung der Leipziger Automeile, der Bundesbank, eines neuen Möbelriesen und des ersten Leipziger Supermarktes nach der Wende. Insgesamt geht die Stadt bei der Umgestaltung behutsam vor, sie möchte eine Filialisierung großer Betriebe dort trotz Anfragen nicht zulassen. Stattdessen wird der Fokus auf die Ansiedlungen in der Biocity gelegt und dort die Schaffung höherwertiger Jobs forciert um einen neuen Industriezweig hier in Leipzig zu etablieren (nach dem Wegfall eines Großteils der Industrie in den 1990´ern), Der nächste Punkt unserer Reise führte uns auf die Brachen des bayrischen Bahnhofes.

Auf dieser Brache soll in der Zukunft ein neues Wohngebiet errichtet werden, das die noch vorhandene Lücke zwischen den beiden Stadtvierteln Südvorstadt und Zentrum Süd-Ost schließt. Die eher höherpreisigen Wohnungen werden dem Markt mit dem Ziel, Rendite zu erzielen, zugeführt. Wir diskutierten an diesem Standort auch noch den Nutzen des Leipziger Großprojektes City Tunnel, der an jener Stelle unterirdisch in die Stadt einfahren soll. Zuletzt analysierten wir an derselben Stelle noch die Vorzüge des beliebten Stadtteils der Südvorstadt. Anschließend fuhren wir weiter in die Südvorstadt hinein, bis zur Leipziger Media-City, wo sich auch die Zentrale des MDR befindet, welcher sich dort 1999 niederließ als er seine Zentrale von Dresden nach Leipzig verlegte. Auch andere Medienproduktionsfirmen befinden sich dort, größtenteils arbeitet man auf der Mediacity aber dem MDR zu (Sachsenklinik, Riverboat, Tatort). Um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen, der uns am Nachmittag auch endlich mal wieder mit Sonne verwöhnt hatte, fuhren wir in den alternativ geprägten Stadteil Connewitz zum Abendessen in das Cafe Waldfrieden, das gerade serviert wird 😉 Als Aperitif wurde noch ein ostdeutscher Pfefferminzlikör gereicht, der `Pfeffi`.

 

Donnerstag – Stadtrallye

Der Tag begann unter erschwerten Bedingungen… Müdigkeit und Altlasten aus dem Leipziger Nachtleben am Vorabend waren die morgendlichen Begleiter.

von Anna, Christiane & Martin

Ganz im Sinne der vergangenen Tage widmeten wir uns heute Leipzigs Osten in Form einer Stadtrallye. Unser Kartenlesekompetenz war gefragt, da uns nur Kartenausschnitte zur Verfügung standen, um unsere nächste Station zu finden. Ohne so ganz genau zu wissen, was also auf uns zukommt, begannen wir am Goldenen Ei auf dem Augustusplatz. Nils und Sebastian gaben uns mit geschichtlichen Informationen zu Nutzung, Inszenierung und Bedeutungsaufladungen des Platzes zu Vorkriegs- und DDR-Zeiten schon die ersten gedanklichen Nüsse zu knacken.

Was passiert im Leipziger Osten?

–          Aufwertung durch Parkanlagen, die mit Bürgerbeteiligung geplant wurden lautete unsere erste Antwort, die wir auf dem Gelände des ehemaligen Eilenburger Bahnhofs, dem heutigen Lene-Voigt-Park, fanden.

–          Nüscht außer Verfall in „Dunkel-Leipzig“! Könnte man meinen, wenn man sich das Gelände am Crottendorfer-Anger anschaut, wo sich bis zur Wende in den Betriebsstätten des Polygraphischen Gewerbes, gegründet von Karl-Johann-Gottfried Krause, eine Innovationskraft Leipzigs entfaltete (z.B. Kniehebelpresse & Kopiermaschine) und heute ein wilder Birkenwald sprießt zwischen dem sich Müll sammelt.

–          Selbstversorgung und Initiative für Alle auf urbanen Brachen – wir gestalten uns unsere Stadt! Dieses Bild vermittelte uns der seit zwei Jahren existierende Gemeinschaftsgarten „Querbeet“ im Stadtteil Reudnitz. Das Projekt hat tolle Ziele wie Integration sozial schwacher Mitmenschen, Miteinander verantwortlich sein, ökologisches Bewusstsein vermitteln und dabei auch noch Industriebrache attraktiv  gestalten. Zwischennutzung ist eine gute Idee, birgt aber für derartige Projekte auch immer die Gefahr der kurzfristigen Kündigung der Flächen.

–          Bildungseinrichtungen werden aufgebaut! Die ehemalige POS Hermann-Liebmann in der Ihmelstraße 14 wurde vor gut 20 Jahren geschlossen, die Spuren der Zeit zeigen sich innen und außen am Gebäude. Welchen Schultyp richtet man hier ein? Vorbei an den Anwohnern, die eher bildungsferne Hintergründe haben und deren Kinder wohl eher eine Mittelschule besuchen werden ODER stellt man Anreize für deren Kinder, es auf das tolle neue Gymnasium um die Ecke zu schaffen?

–          Innovative und nachhaltige Inszenierung stillgelegter Bahnanlagen? Der „Parkbogen Ost“ ist eine Idee zur Nachnutzung derartige Bahnanlagen. Ob und wer das finanzieren kann und will ist eine in Leipzig noch nicht geklärte, aber diskutierte Frage.

–          Kleinteilige Sanierung ohne Gesamtkonzept und offenen Ausgang! Im Bülowviertel stehen unsanierte Häuser neben kostenintensiv und kostengünstiger sanierten Häusern. Ist es die Ruhe vor dem (An)Sturm? Oder kommt der erhoffte Zuzug doch (noch) nicht? Verschiedene Konzepte wie Wächterhäuser, Eigentümer-Standort-Gemeinschaften und private Initiativen wie Straßenfeste werden hier ausprobiert – ihre Wirksamkeit wird sich noch zeigen.

–          Bedürfnisbefriedigung durch Nachfrage! Lotto, Bäcker und der Asia-Schnell-Imbiss sind ja ganz nett, aber ein Lebensmitteldiscounter hat sich nicht im Center Torgauer Platz eingemietet. Die Versorgung zur Mittagspause und dem Snack zwischendurch funktioniert trotzdem – dank der drei/vier täglichen Marktstände, die Obst, Fleisch und Gebäck und auch Grillgut anbieten.

–          Dauerhafter Leerstand trotz Sanierung? In der Ludwigstraße lassen sich sehr unterschiedliche Facetten in der Entwicklung städtischer Gründerzeithäuser beobachten. Verbarrikadiert und besprüht, verfallen aber bewohnt, saniert aber fast leer, aktuelle Sanierung auf Verdacht – es lässt sich schlecht vorhersagen, ob Reurbanisierung hier Einzug hält.

–           Abriss für Wiesen, Sträucher & Bäume! Im Rahmen des Entwicklungskonzepts „Stadtumbau Ost“ wurden für die Gestaltung des Freizeitparks „Rabet“ ein paar Häuserzeilen abgerissen und ein weitläufiger Park für Jung und Alt, Spiel, Spaß, Sport und Erholung angelegt, der auch den angrenzenden Jugendclub aufgewertet hat. Der Wegzug aus den angrenzenden Stadtteilen und die damit zusammenhängenden Imageprobleme wurden mit diesem Park entschärft. Dieses Gestaltungskonzept wird auch als „Lichter Hain“ bezeichnet, als Gegenstück kann das Konzept „Dunkler Wald“ gesehen werden.

–          Luftdrehkreuz auf der grünen Wiese statt Postbahnhof im Zentrum! 26 Gleise, 1936 zum weltweit größten Postbahnhof ausgebaut, endet die Erfolgsgeschichte des Postdrehkreuzes Leipzig vorerst 1994 mit der Stilllegung des Areals. Die Post hat sich mit dem DHL-Luftdrehkreuz einen neuen Standort auf der grünen Wiese gesucht – zurück bleibt ein zunehmend verfallendes und von Vandalismus heimgesuchtes Areal mitten in der Stadt ohne Perspektive, oder?

–          OBInisierung! Wer wo was weiß… .Zumindest weiß OBI, wie man an eine innenstadtnahe Fläche für eine Baumarktfiliale kommt. Auf dem Gelände des ehemaligen Verladebahnhofs steht heute die Filiale von OBI, die vorher im Paunsdorf Center war. Der Wunsch, Kaufkraft zurück in die Stadt zu bringen könnte mit solchen Maßnahmen erfüllt werden. Aber will man Containerbauten von OBI und Co im Innenstadtbild?

–          Industrieerbe zu Wohnraum! Die Gebäude des ehemaligen VEB Interdruck an der Dresdner Straße wurden kurz nach der Wende sich selbst überlassen. Mit Einfallsstraße und Straßenbahn vor der Haustür und aufgrund ihrer Größe waren die Gebäude weder für neue Gewerbeansiedlung noch für  Wohnraum interessant. Jetzt läuft die Sanierung und die ersten Musterwohnungen können besichtigt werden. Ist die innenstadtnahe Lage ausreichendes Kriterium, um hier wohnen zu wollen?

Reurbanisierung im Leipziger Osten, ja … , nein … , vielleicht, Potential für Aufwertung und Reurbanisierung ist da. Genauso wie das Potential einer Immobilienblase.

 

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