Rumänien-Exkursion 2014 mit der GeoWerkstatt Leipzig e.V. … einmal durch das Banat, nach Siebenbürgen und zurück

Ausgestattet mit drei Kleinbussen, ausreichend Equipment für die geographische Feldforschung und voller Enthusiasmus traten 24 aktuelle und ehemalige Studierende des Instituts für Geographie aus Leipzig / Mitglieder der Geowerkstatt Leipzig e.V. die rund zwölfstündige Fahrt gen Osten nach Rumänien an. Für die zwei Wochen vom 16. bis 31. August war ein umfang- und abwechslungsreiches Exkursionsprogramm vorgesehen.

Text von Cathleen Kertscher und Bilder von Annekatrin Ritze

Als unser erstes Ziel erreichten wir am Abend die unweit der ungarischen Grenze gelegene Großstadt Arad. Auf das Herzlichste wurden wir von Theo, einem in Rumänien lebenden ungarischen Pfarrer, empfangen, der uns für die ersten drei Nächte eine großzügige Unterkunft zur Verfügung stellte. Gleich zu Beginn wurde von dem im Voraus mühevoll konzipierten Exkursionsplan auf Anliegen Theos‘ abgewichen. Es war ihm eine große Freude, uns ins ungarische Mezőhegyes zum „Varosnapok“, einem feierlichen Festakt anlässlich des Stadtjubiläums, einzuladen. Nach einem mehrstündigen bunten Programm traditioneller und moderner musikalischer Darbietungen folgte eine Reihe von (ausschließlich in ungarischer Sprache verfassten!) Lobesreden auf bedeutende Persönlichkeiten der Stadt. Dieser ungeplante Ausflug nahm schließlich fast den kompletten Tag in Anspruch.

Unser eigentliches Ziel an diesem Tag, die Innenstadt von Arad, erreichten wir so erst am späten Nachmittag. Jeder der Teilnehmenden bereitete für die Exkursion ein Kurzreferat vor, welches an passenden Sandorten der Exkursionsgruppe präsentiert wurde. So sprachen wir am Platz der Versöhnung über die Geschichte des Banats. Das Banat als kulturelle Großregion Westrumäniens umfasst auch Teile Ungarns und Serbiens und fungierte zu Zeiten des Königreiches Österreich-Ungarn als Sicherungsschwerpunkt zur Verteidigung der Grenze gegen das Osmanische Reich. Nach Ende des 1. Weltkrieges erfolgte eine eher willkürliche Neuziehung der Grenze zum Nachteil des heutigen Ungarn, woraus bis heute anhaltende Spannungen zwischen den beiden Nationen resultieren. Entlang des Boulevards in der Arader Altstadt, mit allen wichtigen repräsentativen Gebäuden, Schwerpunkt der Administrative und des öffentlichen Lebens der Stadt, erreichten wir schließlich das prächtige Rathaus. Hier am Rathaus von Arad gab es einen ersten Einblick in die Geschichte Rumäniens nach dem 2. Weltkrieg – die Zeit der roten Diktatur. Nicolae Ceauşescu gelang 1965 die Machtübernahme in der seit 1947 bestehenden Volksrepublik Rumänien. Seine Vision war die Schaffung eines bevölkerungsreichen Großreiches, verbunden mit einem prestigeträchtigen Personenkult um seine Person. Im Land selbst litt die Bevölkerung unter Versorgungsengpässen, permanenter Überwachung und Unterdrückung. Der über die Jahrzehnte angestaute Frust entlud sich 1989 im Zuge der „blutigen Revolution“, nach der Nicolae Ceauşescu schließlich verhaftet und zum Tode verurteilt wurde. In den Jahren danach waren jedoch sämtliche Machtpositionen noch von den alten Eliten besetzt, sodass erst 1996 durch den ersten demokratisch legitimierten Präsidenten die verspätete Transformation eingeleitet werden konnte, die bis heute nicht abgeschlossen ist.

Am nächsten Tag verließen wir Arad in Richtung Osten. Im Zentrum der Stadt jedoch hielten wir noch an der Atrium-Mall – einem riesigem Einkaufs-Komplex – und diskutierten vor Ort über konsumpsychologische Strategien von Shopping-Malls, die vor allem in diesem Einkaufs-Komplex an vielen Stellen realisiert wurden. Unser nächstes Ziel war die Burgruine Cetatea Soimos (Burg Falkenstein) in der Nähe von Lipova, zu der wir zunächst einen steilen Anstieg erklimmen mussten. Auf dem Berg angekommen widmeten wir uns der Geologie der Karpaten (im Allgemeinen) und leiteten uns aus der Beobachtung des geomorphologisches Formenschatzes weitere wichtige Hinweise zur Entstehung der näheren Umgebung ab. Die hoch über dem Mureştal gelegene, um 1272-1275 errichtete mittelalterliche Burg – heute nur noch eine Ruine – steht auf einem reliktischen Umlaufberg, der schon lange vor der Errichtung der Burg durch die Verschiebung des Flusslaufes entstanden ist.

Das Banat verlassend, fuhren wir wortwörtlich „durch den Wald“ in Richtung Sibiu/Hermannstadt, die wichtigste Stadt Siebenbürgens. Siebenbürgen ist auch besser bekannt als „Transsilvanien“. Dort angekommen, waren wir sichtlich beeindruckt vom Erscheinungsbild der Altstadt. Sibiu war 2007 Europäische Kulturhauptstadt. In diesem Zusammenhang wurde damals vor allem die Bausubstanz der zentral gelegenen Gebäude und Plätze durch Sanierung in Wert gesetzt. Seither wartet die Stadt mit einem reichen Angebot im kulturellen Bereich, v.a. im Theaterwesen, auf und fungiert als ein touristischer Schwerpunkt Siebenbürgens. Am nächsten Tag erkundeten wir gemeinsam mit einem überaus kompetenten Stadtführer die Altstadt. Die am Fuße der rumänischen Südkarpaten gelegene Stadt besitzt eine geostrategisch wichtige Lage, weshalb durch das Königreich Österreich-Ungarn Menschen u.a. aus Flandern, Luxemburg und später auch Deutschland angeworben wurden, sich hier anzusiedeln und die Region gegen Bedrohungen aus dem Osten zu sichern. Auf diese Bevölkerungsgruppen geht auch der Begriff der „Siebenbürger Sachsen“ zurück, die neben den „Banater Schwaben“ und anderen eine Untergruppe der heutigen deutschen Minderheit darstellen, welche im öffentlichen Leben ein recht hohes Ansehen genießt. Gleichwohl machen sie heute nur noch einen Anteil von etwa 0,3% an der Gesamtbevölkerung aus. Insgesamt gehören rund 11% der Einwohner Rumäniens einer ethnischen Minderheit an. Jede in Rumänien anerkannte ethnische Minderheit ist auch im Parlament vertreten. Den größten Anteil an der Bevölkerung nehmen dabei die Ungarn ein, deren Ansiedlungshistorie letztlich nicht eindeutig geklärt ist. Mit etwa 600 000 Personen stellen die Roma eine weitere ethnische Minderheit dar. Selbst innerhalb dieser Gruppe gibt es jedoch Unterschiede in Sprache, Konfession und Traditionen, was eine politische Interessenvertretung deutlich verkompliziert. Probleme, wie prekäre Wohnsituationen, eingeschränkter Zugang zu Bildung und daraus resultierende informelle Erwerbsstrukturen werden von staatlicher Seite nur unzureichend behandelt und die in ganz Europa herrschenden Ressentiments gegenüber den Roma beschweren das Image dieser Bevölkerungsgruppe zusätzlich. Seit 2007 ist Rumänien EU-Mitglied und hat damit die Chance, strukturelle Rückständigkeit durch die Nutzung von EU-Fonds (z.B. EFRE, ESF) allmählich zu beseitigen. Die Kernziele der EU-Förderpolitik in Rumänien zielen v.a. auf die Infrastrukturerneuerung, Produktivitätssteigerung in der Wirtschaft, Bildung und Forschung und die Bekämpfung von Korruption, welche nach wie vor ein großes Problem in nahezu allen Instanzen darstellt.

Von Sibiu aus begaben wir uns nun in die Munţii Apuseni, genauer nach Roşia Montană. Dieser Ort zählt zu den ältesten und bedeutendsten Goldlagerstätten in Europa – nachweislich wurde hier bereits seit der Römerzeit Goldbergbau betrieben. Heute liegen die Schürfrechte in der Hand der Roşia Montană Gold Cooperation (RMGC), die ein gigantisches Abbauvorhaben plant. Damit einhergehen landes- und europaweite Proteste, die den schweren Bedenken bzgl. Umweltbeeinträchtigungen und Umsiedlungen Ausdruck verleihen. Wir besuchten am folgenden Tag die stillgelegte und heute als Museum ausgestaltete Bergbaumine Alburnus Major, in deren engen Schächten wortgetreu kein Raum für Platzängste war. Am Nachmittag trafen wir uns mit Mitarbeitern der örtlichen RMGC-Vertretung. „Presse-erprobt“ wurden unsere Fragen rund um das Großprojekt routiniert beantwortet. Obwohl scheinbar ein umfassendes und dringend erforderliches Konzept zur Umweltsicherung vorliegt, bleibt der Grundtenor unserer Gruppe starken Zweifeln vorbehalten. Anschließend begaben wir uns auf den Weg zum offen gelassenen Open-Pit des Abbaugebietes, nachdem wir den Weg zu selbigem am Vortag etwas desorientiert verfehlten. Eine Schranke und Überwachungskamera ignorierend, erkundeten wir das Abbaugelände, betätigten ob der Ehrfurcht erregenden räumlichen Dimensionen. fleißig Fotoapparate und Geologenhämmer, erfreuten uns an bipyramidalen Quarzen und lauschten gespannt einem Referat über die Vegetationsentwicklung in Rumänien.

Die nächste Destination unserer Exkursion war die Eishöhle in Scarişoara, ebenfalls gelegen in den Munţii Apuseni. Zuvor stimmte uns ein Referat über die allgemeine Petrographie und Dynamik in Karstgebieten in diesen doch sehr physisch-geographisch geprägten Tag ein. Die Eishöhle, möglicherweise handelt es sich dabei um eine Sturzdoline, beherbergt die älteste erhaltene Inlandeisvergletscherung Europas. Euphorisiert von der umgebenden Morphologie diskutierten wir anschließend über den Karst-Formenschatz und typische Bodenbildungen auf Carbonatgesteinen. Um der rumänischen Wildnis ein wenig näher zu kommen, war für diesen Tag ursprünglich die Übernachtung im Zelt geplant. Als sich bei der Suche nach einer geeigneten Location jedoch ein heftiges Unwetter am Himmel abzeichnete, folgten wir schließlich der Einladung eines spontan auf dem Weg um Rat gebetenen Rumänen und verbrachten die Nacht in der ungewohnt luxuriösen „Villa Viki“ am Rande eines Ski-Resorts.

Auch am nächsten Tag stand der Besuch einer Höhle, der Peştera Urşilor (Bärenhöhle), auf dem Programm. Thematisch gingen wir anschließend in die Rubriken Naturpotential/Naturschutz über. 27% der Landesfläche Rumäniens sind von Wald bedeckt, 4% davon zählen zu den letzten europäischen Urwäldern. Dieser Waldbestand ist durch eine nicht-nachhaltige Bewirtschaftung jedoch stark gefährdet. Die Gründe dafür sind vielfältig: Privatisierung, eine große Nachfrage auch aus dem europäischen Ausland, Korruption und geringe Strafen bei Gesetzesverstößen sind nur einige Beispiele. Neben den Wäldern beherbergt Rumänien zahlreiche weitere schützenswerte Landschaften, z.B. das Donau-Delta. In 13 Nationalparks und weiteren Naturparks und Biosphärenreservaten gilt es, diese zu erhalten, was jedoch aufgrund administrativer Diskrepanzen und einer überwiegend schwachen Akzeptanz in der Bevölkerung erschwert wird.

Der folgende Tag sollte nun wieder urbaner geprägt sein, unser Ziel hieß Cluj-Napoca (Klausenburg), das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum im Norden Siebenbürgens, Verkehrsknotenpunkt und lebendige Universitätsstadt. Einen interessanten Einblick in die geographische Lehre am Institut für Geographie erhielten wir von Herrn Prof. Dr. Wilfried Schreiber, emeritiertem Professor an der Universität in Cluj. Über aktuelle Probleme und Chancen der Stadt wurden wir anschließend im Architektur- und Stadtplanungsbüro Planwerk informiert. Trotzdem sich Cluj als Kandidat für die Europäische Kulturhauptstadt 2020 bewirbt, treten innerhalb der Stadt zahlreiche infrastrukturelle und soziale Probleme zu Tage. So leidet die Bausubstanz aufgrund mangelnder finanzieller Kapazitäten der Eigentümer für Sanierungen unter zunehmendem Verfall. Am Rande der Stadt existiert ein Slum, in Wohngebieten nahe der außerhalb gelegenen ehemaligen Industrieschwerpunkte fehlt es an öffentlichen Einrichtungen, ein hohes Verkehrsaufkommen und die Nähe zum Flughafen verursachen Lärmbelastung und Luftverschmutzung. Dennoch etabliert sich seit einigen Jahren ein reges gesellschaftliches und kulturelles Leben, maßgeblich beeinflusst durch die studentische Szene, was der Innenstadt insgesamt eine sehr sympathische Atmosphäre verleiht. Ein beliebter Aussichtspunkt der Stadt befindet sich am Hotel Belvedere auf dem Parcul Cetăţuia, den wir am Abend aufsuchten. Von dort aus eröffnete sich ein weiter Blick über die Dächer der Stadt und leitete stimmungsvoll unseren nächsten Themenschwerpunkt ein, den rumänischen Wohnungsmarkt. Unter Ceauşescu wurde eine flächendeckende Enteignung durchgeführt. Nach Ende der roten Diktatur wurden sämtliche vormals staatliche Wohnungen günstig zum Kauf angeboten. So wohnen aktuell ca. 96% aller Rumänen in Wohnungseigentum, ein Mietmarkt ist damit quasi nicht existent und auch Sozialwohnungen gibt es damit nicht.

Nun war der Tag gekommen, an dem wir zum freudig erwarteten Highlight der Exkursion aufbrachen: das Friedenslager Petersdorf in den Banater Bergen. Doch zuvor hielten wir in Deva, erleichterten einen Supermarkt um mehrere Einkaufswägen voller Lebensmittel und setzten uns mit dem Prozess der Suburbanisierung auseinander. Dieser ist in Rumänien v.a. ein postsozialistischer Prozess, in dem sich zunächst das Gewerbe in die Randbereiche der Stadt ansiedelte und erst dann „das Wohnen“ diesem Trend folgte. Daraus resultieren veränderte Mobilitäts- und Konsummuster, was sich zunehmend in einer Degradierung der Innenstädte und erhöhtem Verkehrsaufkommen auswirkt. Daran anknüpfend, bot sich die Gelegenheit, über Möglichkeiten nachhaltiger Mobilität zu diskutieren.

Auf dem Weg in die einsame Idylle der Banater Berge legten wir in Conop noch einen Stopp ein. Erneut herzlich gastfreundlich wurden wir von Florin begrüßt, einem langjährigen Freund der Organisatoren des Friedenslager Petersdorfes, bei dem wir nicht nur ein vorzügliches Mittagessen genossen, sondern auch einen Jeep zur Verfügung gestellt bekamen, der uns die holprigen Waldwege zu unserem Ziel befördern sollte. Das Gepäck auf einen spontan organisierten Anhänger geladen, verließen wir das Dorf und begaben uns auf erstaunlich schlecht fahrbares Terrain. Die bis auf die Hälfte des Weges mitgefahrenen Busse waren nun zum Halten gezwungen, die Mitfahrer mussten zu Fuß weiter gehen. Viel Vergnügen bereitete jedoch den Insassen des Jeeps (und dessen Anhängers) die weitere Fahrt, bei der eine Vielzahl tief eingeschnittener Gullys und anderer Erosionsphänomene begutachtet werden konnten. Am Petersdorf angekommen, bereiteten wir die Hütten zum Bezug vor, bestückten die Küchenhütte mit dazugehörigem Kühllager (einer in den Boden eingelassene Grube) mit Lebensmitteln und entflammten ein Feuer, über dem sogleich Wasser gekocht wurde. Die folgenden vier Tage sollten wir nun hier oben, ohne fließendes Wasser und Strom verbringen. Das Friedenslager Petersdorf entstand vor einigen Jahren als Internationales Jugendprojekt. Jugendgruppen können hier ihre Ferien verbringen. Zudem ist diese Lokation in der Vergangenheit mehrfach Ziel von Exkursionen Leipziger Geographen geworden. Jeden Abend zauberten wir auf der „Küchenhexe“ mit den uns zur Verfügung stehenden Lebensmitteln und Utensilien ein überaus wohlschmeckendes Gericht, um die Tage anschließend in geselliger Runde am Lagerfeuer ausklingen zu lassen.

Über die Nacht zog erneut eine ergiebige Regenfront auf, die nicht wenige im Schlaf unter freiem Himmel überraschte. Eine der Hütten erwies sich als undicht. Unserer Gemüter ließen sich jedoch nur kurzweilig vom schlechten Wetter negativ beeinflussen, auch wenn die für den heutigen Tag geplante Wanderung ausfiel. Kurzerhand verwandelte sich die Küchenhütte in ein Klassenzimmer und die vorgesehenen Referate teilten wir auf einzelne Unterrichtsstunden auf. Zunächst wurden wir über die Landwirtschaft Rumäniens informiert, das aufgrund günstiger Böden und großer Flächen großes Potential aufweist. Trotz dieser guten Ausgangsbedingungen importiert das Land viele Agrarprodukte. Gründe dafür sind in fehlendem Know-how, veralteter Technik und einer wirtschaftlich nicht rentablen Kleinteiligkeit landwirtschaftlicher Flächen und Betriebe zu suchen. Mit dem Aspekt der Versorgung überleitend, widmeten wir uns nun dem Energiesektor. Die derzeitige große Abhängigkeit von Russland soll künftig minimiert werden. Aktuell wird der Ausbau der Kernenergie gefördert, die erforderlichen Rohstoffe können innerhalb des Landes gewonnen werden. Zudem sind aber auch große Chancen im Bereich der erneuerbaren Energien zu verzeichnen, z.B. in Form des derzeitig europaweit größten On-Shore-Windparks. Die nächste Unterrichtsstunde befasste sich nun mit Kulturlandschaften und den in nächster Umgebung beobachtbaren Siedlungsstrukturen. Eine solche Hügellandschaft ist häufig nur in Form einzeln stehender Gehöfte bewohnt. Zusammen bilden diese eine Streusiedlung, bei der die Gehöfte z.T. mehrere 100 m voneinander entfernt liegen. Beim Blick in die Umgebung sind überall Zeugnisse des sich durch Subsistenzwirtschaft versorgenden und Jahrhunderte lang auf die Landschaft Einfluss nehmenden Bergbauerntums, z.B. Streuobstwiesen, Viehweiden und nackte Bergkuppen in Folge von Abholzung zu erkennen.

Da das Wetter nun aufklarte, konnten wir uns sogleich noch einmal selbst ein Bild von diesen Kulturlandschaftselementen in unmittelbarer Nähe machen. Wie passend, dass sich die nächste Unterrichtseinheit, die nun nach draußen verlagert wurde, mit den Böden des Banats beschäftigte. Anschaulich anhand einer Catena auf die Tafel skizziert, konnten wir typische Bodenbildungen in Abhängigkeit des Reliefs (Toposequenz) nachvollziehen. Dabei bezogen wir ebenfalls das Konzept der periglazialen Lagen mit ein, welches sich v.a. unter den teilnehmenden physischen Geographe großer Beliebtheit erfreute und immer wieder spannende und tiefgründige Diskussionen anstieß.

Am kommenden Tag im Friedenslager Petersdorf war es endlich an der Zeit, auch wieder ein wenig körperlich tätig zu werden. Es galt, entlang eines Hanges in Gruppen vier Bodenprofile zu „putzen“, anzusprechen und die Erkenntnisse einander vorzustellen und in Zusammenhang zu bringen. Wir bestimmten so u.a. eine Braunerde und einen Parabraunerde-Pseudogley aus Hauptlage über Basislage. Nach diesem letzten inhaltlichen Programmpunkt, mussten bereits acht Teilnehmende die Heimreise antreten.

Der letzte komplette Tag „auf dem Berg“ war kleineren und größeren häuslichen Arbeiten und der Landschaftspflege vorbehalten. Unter vollem Körpereinsatz bei schönstem Sonnenschein wurde Feuerholz gesägt, Hagebuttenbüsche verschnitten, Dächer regendicht gemacht und Schlüssel sortiert. Nach dieser Anstrengung war das kühle Wasser aus dem im Tal gelegenen Brunnen eine willkommene Erfrischung. Nachdem am nächsten Morgen die letzten Lebensmittel verbraucht, alles aufgeräumt und die Sachen gepackt wurden, verließen wir Petersdorf zu Fuß in Richtung Conop, bevor wir zurück gen Westen in Richtung Arad fuhren, wo wir die letzte Nacht erneut bei Theo verbringen sollten. Dort angekommen, wurden wir noch einmal mit einem köstlichen Mahl empfangen und bereiteten uns auf die am nächsten Tag in der Früh beginnende Heimreise nach Leipzig vor. Zwei ereignisreiche Wochen mit unzähligen Highlights neigen sich dem Ende. Im Exkursionsalltag haben sich viele Kleinigkeiten zu stimmungsbringenden Running-Gags entwickelt – unangefochten der in jedweder Hinsicht diskursiv verarbeitete Besuch des „Varosnapoks“. Mit Pate Vegetale, wilden Hunden, Verposseltheiten, aufregenden Fahrten im Post-Bus, von Acoustic-Gitarre begleiteten „Hallelujah“-Gesängen, dem Pancake-Vorfall und rumänischer Pünktlichkeitsvorstellungen setzt sich die Reihe lieb gewonnenen Exkursionsdetails fort.

Wir bedanken uns vor allem bei Matthias Uhlig, der federführend bei der Vorbereitung, Organisation und Koordination der Exkursion wirkte und dabei von Markus Fischer, Michael Hein und Ronny Schmidt unterstützt wurde. Ein großer Dank sei an dieser Stelle auch an die Geowerkstatt Leipzig e.V. gerichtet, die als Verein für die Durchführung derartig spannender Unternehmungen immer zur Verfügung steht. Des Weiteren möchten wir uns bei Prof. Dr. Jürgen Heinrich (Professor für Physische Geographie und landschaftsbezogene Umweltforschung, Institut für Geographie, Leipzig) für die Unterstützung bedanken. Nicht unerwähnt bleiben soll die Unterstützung der Exkursion durch die Universität Leipzig. Ein Dank gilt ebenso allen Teilnehmenden, die durch ihr ungebrochenes Interesse, große Diskussionsbereitschaft und Hilfsbereitschaft untereinander diese Exkursion zu einer informationsgeladenen Reise in einem facettenreichen Land, das an jeder Ecke zahlreiche Überraschungen bereit hält, haben werden lassen.

Einmal durch das Banat, nach Siebenbürgen und zurück – gern wieder!

 

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