Was ist ein Lysimeter und warum kam das Gestein für den Bau des Völkerschlachtdenkmals aus Beucha? … ein kleiner Exkursionsbericht aus Brandis und Beucha

Das sind nur zwei von vielen verschiedenen Fragen, die auf unserer ersten GeoWerkstatt-Exkursion 2016 Ende März nach Brandis und Beucha beantwortet wurden. Martin Rust und Ronny Schmidt (Geowerkstatt-Mitglieder und Absolventen des Instituts für Geographie der UNI Leipzig) haben die interessierten Teilnehmer auf eine Exkursion in die östlich von Leipzig gelegenen Gemeinden Brandis und Beucha geführt.

Text von ExkursionsteilnehmerInnen und Bilder von Ronny Schmidt

Erstes Ziel der Exkursion war die Lysimeterstation in Brandis, die von der Staatlichen Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft (BfUL) betrieben wird. Martin, Mitarbeiter bei der BfUL, gab uns einen umfangreichen Einblick in die Funktionsweise eines Lysimeters sowie die meteorologische und bodenhydrologische Messtechnik vor Ort. Die Böden in den Lysimetern selbst kommen allesamt aus der Region und stellen einen repräsentativen Querschnitt zu den im nördlichen Sachsen am weitesten verbreiteten Böden dar – darunter natürlich „gewachsene“ Böden wie z.B. der Pseudogley, die Parabraunerde, die Schwarzerde oder die Braunerde, sowie unterschiedliche Kippenböden aus der Braunkohlefolgelandschaft. Die in der Lysimeterstation gewonnenen Daten sollen Aufschluss darüber geben, wie sich die unterschiedlichen bodenhydrologischen Parameter in den unterschiedlichen Bodentypen und Sedimenten verhalten und verändern bzw. welche Auswirkungen die ackerbauliche Bewirtschaftung auf die Böden, deren Eigenschaften und deren Entwicklung haben. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei natürlich auch auf dem Klimawandel und wie dieser die Böden der Region und deren Eigenschaften nachhaltig beeinflusst.

Von weitem ist die Station nur durch die meteorologische Messtechnik zu erkennen. Die Lysimeter selbst stecken tief im Boden. Ist die Feldfrucht erst einmal aufgegangen, so erkennt der Laie auf dem Acker eigentlich nichts mehr. Bei genauerem Hinsehen jedoch kann man die in den Boden eingelassenen 3 Meter hohen Lysimeter bzw. deren oberste Kante noch erkennen. So richtig spannend wurde es dann aber „unter Tage“. Der Großteil der Messtechnik befindet sich vor allem unter der Erde. Dort stehen die Lysimeter auf riesigen Waagen. Das Bodenmaterial sowie das darin enthaltene Wasser werden ständig gewogen. Das Wasser, welches den Bodenkörper vollständig nach unten durchfließt wird aufgefangen und gemessen. Man kann somit die verschiedenen Bodenwasserhaushaltgrößen bestimmen und berechnen.

Im zweiten Teil der Exkursion hat uns Ronny durch die Steinbrüche der Region geführt. Sowohl in Brandis als auch in und um Beucha gibt es eine Vielzahl von heute bereits stillgelegten und mit Wasser gefüllten Steinbrüchen, in denen vor allem im 20. Jahrhundert intensiv der Pyroxenquarzporphyr und exklusiv in Beucha der berühmte „Beuchaer Granitporphyr“ abgebaut wurde.

Unsere kleine Wanderung führte uns zum „Westbruch“ am Kohlenberg bei Brandis, dem „Hausbruch“ südlich von Beucha sowie dem Steinbruch „Sorge“ und dem „Kirchbruch“ unmittelbar in Beucha gelegen. Der Steinbruch „Sorge“ ist der letzte aktive Steinbruchbetrieb in Beucha. Hier wurde der Granitporphyr gebrochen, der für die Restauration des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig benötigt wurde. Gebaut wurde das Völkerschlachtdenkmal zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus dem gleichen Gestein – dem Beuchaer Granitporphyr. Besonders geeignet ist dieses Gestein als Werkstein, weil es sich im Gegensatz zu den anderen 25 Porphyrarten in Nordwestsachsen durch seine hohe Festigkeit und Politurfähigkeit auszeichnet. Hinzu kommt, und das ist entscheidend, das weitständige, mehrere Meter umfassende Kluftsystem – die entscheidende Eigenschaft, welche die Gewinnung und Bearbeitung großer Werksteinblöcke erst ermöglicht. Ronny erzählte zudem von den Anfängen des Gesteinsabbaus im 15. Jahrhundert und wie dieser überhaupt belegt werden konnte, von der wechselhaften Geschichte in den folgenden Jahrhunderten sowie der Blüte des Steinbruchbetriebs in Beucha in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Ein weiteres kleines Highlight der Exkursion waren die Gletscherschliffe am „Hausbruch“. Nur wer genau hinsieht bzw. das Wissen darum hat, dass es derartige Zeugnisse aus dem Eiszeitalter gibt, kann die kleinen, aber deutlich sichtbaren Schrammen/Schliffe auf der Gesteinsoberfläche erkennen. Als der Gletscher zur Saaleeiszeit die Region „überfahren“ hat, wurden an der Basis des Eises Sedimente und Gesteine mitgerissen und mitgeschliffen. Auf dem felsigen Untergrund der Porphyrkuppen in der Region um Beucha und Brandis ritzten und kratzten diese Gesteine Schrammen in den Granitporphyr / Quarzporphyr. Derartige Gletscherschliffe kann man auch in den Hohburger Bergen beobachten.

Insgesamt war es eine sehr interessante und spannende Exkursion nach Brandis und Beucha. Wir danken den Referenten Martin und Ronny für die umfangreichen Ausführungen sowie der GeoWerkstatt für die Organisation und Durchführung.

Nachtrag: einen kleinen Radiobeitrag zu dieser Exkursion gibt es von Judith Fliehmann (GeoWerkstatt-Mitglied und Mephisto 97,6-Reporterin) auch nachzulesen und zu hören bei Mephisto 97,6

 

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