GeoWerkstatt auch im Jahr 2016 aktiv an der 7-Seen-Wanderung beteiligt – thematische Touren führen nach Beucha und Brandis sowie entlang der Parthe nordöstlich von Taucha

Auch im Jahr 2016 hat sich die GeoWerkstatt Leipzig e.V. mit einem bunten Exkursionsangebot bei der 7-Seen-Wanderung beteiligt. Ronny Schmidt von der GeoWerkstatt führte die interessierten Teilnehmer der thematischen Wanderungen dabei durch das landschaftlich reizvolle Tal der Parthe bei Taucha, vorbei an alten Industrieruinen, Weinbergen, dem Staditzwald und dem Steinertsberg, alten Vulkanen und den Endmoränenzügen nordöstlich von Taucha; sowie zu den Ausläufern des Nordwestsächsischen Vulkanitkomplexes um Beucha und Brandis – einer geologisch interessanten Region mit einer Vielzahl von ehemaligen Steinbrüchen.

Text und Bilder von Ronny Schmidt

Die Exkursion am 07.05.2016 entlang der Parthe bei Taucha führte uns zunächst vom Bahnhof in Taucha in Richtung Portitz, um gleich am Ende der Ortslage Taucha rechts entlang des Lösegrabens in Richtung Plaußiger Wäldchen abzubiegen. Versteckt im Dickicht des Waldes, der sich hier südlich der Parthe erstreckt, finden sich die Ruinen der ehemaligen Werksanlagen der Mitteldeutschen Motorenwerke (MiMo). Heute bzw. seit 70 Jahren bilden die durch Luftangriffe teilweise zerstörten, spätestens nach Kriegsende gesprengten Anlagen ein interessantes Mosaik aus Beton, Bombentrichtern, Aufschüttungen sowie Sand- und Kiesgruben, welches an vielen Stellen besonders aus vegetationskundlicher Sicht sehr interessant erscheint. Der westliche Teil des Plaußiger Wäldchens hingegen war nicht Teil der Werksanlagen. In der ehemaligen Sand- und Kiesgrube – nahe dem Altersheim gelegen – sind die glazialen Ablagerungen der Saalekaltzeit aufgeschlossen. Die sich in diesen Sedimenten entwickelten Böden (z.B. Braun- und Bänderparabraunerden) sind für geologisch und bodenkundlich Interessierte sehr interessant und zeigen die Veränderungen der Sedimente nach deren Ablagerung über die Jahrtausende. Auf dem Lehrpfad im Plaußiger Wäldchen kann man zudem viele spannende Dinge lernen und entdecken, so z.B. Erlenbruchwälder, Nasswiesen, Endmoränen, etc. Gestaltet und umgesetzt wurde dieser Lehrpfad von der Naturschutzstation Plaußig.

In Plaußig-Portitz – nördlich der Parthe gelegen – haben wir dann an einem idyllischen Plätzchen zunächst gerastet und dabei über die Entwicklung der Landschaft gesprochen. Die im Gegensatz zur flachen Leipziger Tieflandsbucht deutlichen Erhebungen der Taucher Endmoränen sind allen Teilnehmern sofort ins Auge gefallen. Schon früher haben die Menschen die Erhebungen landwirtschaftlich genutzt. Alte Flurnamen wie z.B. „Weinberg“ und die Signaturen auf historischen Karten des 18. Jahrhunderts belegen, dass hier vielerorts von den ansässigen Bauern (Winzern) bzw. Mönchen Wein angebaut wurde.

Unsere kleine Exkursionsroute führte uns weiter vorbei am Staditzwald – einem Auenwaldrelikt entlang des in die Parthe mündenden Pönitzer Baches – sowie am Steinertsberg – einem botanischen Juwel in der Region. Der ehemalige Quarzporphyr-Steinbruch in Taucha-Cradefeld ist mittlerweile verfüllt worden. Selbst die bis vor wenigen Jahren noch sichtbare, bis zu 6 Meter hohe Steinbruchkante ist heute nicht mehr erkennbar. Der Quarzporphyr wurde als Roh- bzw. Baustoff im 20. Jahrhundert abgebaut. Gleich neben dem Steinbruch liegt die Tongrube, in der vor allem Kaolinton für die Keramikindustrie abgebaut wurde. Nach unserer ca. 11 Kilometer langen thematischen Wanderung durch das „Partheland“ bei Taucha mit einem kleinen Imbiss zur Stärkung kamen alle 35 Wanderer wieder gesund und munter zurück zum Bahnhof Taucha.

Die Exkursion am 08.05.2016 führte uns nach Beucha und Brandis. Die hiesigen Steinbrüche bezeugen eine mehrere Jahrhunderte andauernde Steinbruchaktivität. Zunächst ging es jedoch entlang der Parthe von Borsdorf über Zweenfurth bis nach Beucha. Dort angekommen führte uns unsere Exkursion zur spektakulär gelegenen Bergkirche von Beucha, die, umgeben vom Kirchbruch, hoch über dem heute mit Wasser gefüllten Steinbruch thront. Seit dem Jahr 1477 ist der Abbau der Gesteine für Beucha belegt. Zunächst und über viele Jahrhunderte hinweg nur als kleine „Bauernbrüche“ auf dem von der Kirche gepachteten Land. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts und spätestens ab dem 20. Jahrhundert ganz intensiv, professionell und mit dem technischen Know-how der industriellen Entwicklung.

Vor allem die Erkenntnis, dass sich das Gestein aus Beucha und Brandis auf Grund seiner Polierbarkeit, Festigkeit und den für die Steinmetze sehr weihständigen Kluftsystem sehr gut verarbeiten lässt, brachten dem Beuchaer Granitporphyr einen immensen Aufschwung.

Unsere Wanderung führte weiter vorbei am letzten aktiven Steinbruch von Beucha, dem Steinbruch „Sorge“, dem Hausbruch sowie dem Tollertbruch, östlich der Gleisanlagen gelegen. Nur sehr unscharf und mit geübtem Blick kann man die Gletscherschrammen erkennen, die der Inlandeisgletscher beim „Überfahren“ der Region auf dem Porphyr hinterlassen hat. Die Schrammen / Schliffe selbst, aber auch der Entstehungsprozess derselben war bei den meisten Teilnehmern völlig unbekannt, führte aber zum großen Erstaunen aller Anwesenden.

Die letzte Station unserer Wanderung bildete der Westbruch am Kohlenberg bei Brandis. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick zurück über die Leipziger Tieflandsbucht – sowohl die Bergkirche von Beucha, das aus dem Granitporphyr gebaute Völkerschlachtdenkmal aber auch der Rest der Stadtsilhouette von Leipzig sind von hier oben sehr gut sichtbar.

Die GeoWerkstatt freut sich, dass es ein so großes Interesse an den Exkursionsangeboten im Rahmen der 7-Seen-Wanderung gab und gibt. Auch bei den Organisatoren möchten wir uns für die Unterstützung bedanken. Wir hoffen, alle Teilnehmer hatten viel Spass und konnten auch das eine oder andere Wissenswerte mit nach Hause nehmen.

Solltest du mal Lust haben mit der GeoWerkstatt Leipzig e.V. auf Exkursion zu gehen – egal ob zu Fuss, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto/Bus – dann meld dich doch einfach bei uns:
vorstand[ät]geowerkstatt.com

 

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