Entlang der Parthe bei Taucha entdeckten wir alte Ruinen, Weinberge, Trockenrasen, Tongruben und schon längst erloschene Vulkane – GeoWerkstatt Leipzig e.V. führte interessierte Teilnehmer bei einer thematischen Tour zur 7-Seen-Wanderung 2017

Auch im Jahr 2017 hat sich die GeoWerkstatt Leipzig e.V. mit einem bunten Exkursionsangebot bei der 7-Seen-Wanderung beteiligt. Martin Rust und Ronny Schmidt von der GeoWerkstatt führten die interessierten Teilnehmer der thematischen Wanderung dabei durch das landschaftlich reizvolle Tal der Parthe bei Taucha, vorbei an alten Industrieruinen, Weinbergen, dem Staditzwald, dem Steinertsberg, alten Vulkankuppen und dem Endmoränenzug nordöstlich von Taucha.

Text und Bilder von Ronny Schmidt

Die Exkursion am 06.05.2017 entlang der Parthe bei Taucha führte uns zunächst vom Bahnhof in Taucha in Richtung Portitz, um gleich am Ende der Ortslage Taucha rechts entlang des Lösegrabens in Richtung Plaußiger Wäldchen abzubiegen. Abseits der großen Verkehrsströme auf der A14 und der B87, versteckt im Dickicht des Waldes, der sich hier südlich der Parthe erstreckt, finden sich die Ruinen der ehemaligen Werksanlagen der Mitteldeutschen Motorenwerke (MiMo). Während des Zweiten Weltkrieges wurden hier in z.T. unterirdischen Anlagen die Motoren für viele tausende Flugzeuge gebaut. Heute bzw. seit 70 Jahren bilden die durch Luftangriffe teilweise zerstörten, spätestens nach Kriegsende gesprengten Anlagen ein interessantes Mosaik aus Beton, Bombentrichtern und Aufschüttungen – bedeckt von weit über das Pionierstadium hinaus entwickelter Vegetation. Der westliche Teil des Plaußiger Wäldchens hingegen war nicht Teil der Werksanlagen. In der dort gelegenen, ehemaligen Sand- und Kiesgrube, welche durch die Bautätigkeiten in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstanden ist, sind die glazialen Ablagerungen der Saalekaltzeit sehr gut aufgeschlossen – ebenfalls ein besonderer botanischer Standort. Die sich in diesen Sedimenten entwickelten Böden (z.B. Braun- und Bänderparabraunerden) sind für geologisch und bodenkundlich Interessierte sehr spannend und zeigen die Veränderungen der Sedimente nach deren Ablagerung über die Jahrtausende.

Auf dem Lehrpfad im Plaußiger Wäldchen konnten wir viele interessante Dinge lernen und entdecken, so z.B. Wissenswertes über Erlenbruchwälder, Nasswiesen, Endmoränen, Findlinge, etc. Gestaltet und umgesetzt wurde dieser Lehrpfad von der Naturschutzstation Plaußig. Mit einer Vielzahl von Hinweistafeln kann man sich spielerisch und sehr anschaulich zu den einzelnen Themen informieren.

In Plaußig-Portitz haben wir die Gelegenheit genutzt, an einem idyllischen Plätzchen zu rasten. Es war noch nicht die Hälfte der Strecke geschafft, aber es war wie bei einer „Raubtierfütterung“. Allen hat es sehr geschmeckt – deshalb ist wohl auch alles alle geworden. Und nach einem kleinen Gläschen selbstgemachtem Holunderblütenlikör war alles noch viel besser. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um ein bisschen über die Entwicklung der Landschaft zu sprechen. Diese ist, im Gegensatz zur flachen Leipziger Tieflandsbucht, von den deutlichen Erhebungen der Tauchaer Endmoränen gekennzeichnet, die allen Teilnehmern sofort ins Auge gefallen sind. Schon früher haben die Menschen die Erhebungen landwirtschaftlich genutzt. Alte Flurnamen wie z.B. „Weinberg“ und die eindeutigen Signaturen und Hinweise auf historischen Karten des 18. Jahrhunderts (z.B. „Winzerhaus“) belegen, dass hier vielerorts von den ansässigen Bauern bzw. Mönchen Wein angebaut wurde.

Unsere kleine Exkursionsroute führte uns weiter durch den Staditzwald – einem Auenwaldrelikt entlang des in die Parthe mündenden Pönitzer Baches. Auch hier gibt es einen kleinen Lehrpfad, der über alles Wissenswerte um den Staditzwald informiert. Besonders interessiert waren die Teilnehmer an den durch Bodenerosion schon fast vollständig überdeckten Grenzsteinen mit dem Leipziger Stadtwappen aus dem Jahr 1727, die die ehemaligen Gemarkungsgrenzen markier(t)en. Den Steinertsberg, ein ganz besonderes botanisches Juwel in der Region, haben wir nur tangiert.

Über die Höhen der Endmoränenkuppen ging es vorbei an riesigen Sand- und Kiesgruben sowie über Wiesen und Felder, auf denen die Teilnehmer ganz aufmerksam nach so genannten „Windkantern“ gesucht haben. Der ehemalige Quarzporphyr-Steinbruch in Taucha-Cradefeld ist mittlerweile verfüllt worden. Selbst die bis vor wenigen Jahren noch sichtbare, bis zu 6 Meter hohe Steinbruchkante ist heute nicht mehr erkennbar. Der Quarzporphyr wurde als Roh- bzw. Baustoff im 20. Jahrhundert abgebaut. Gleich neben dem Steinbruch liegt die Tongrube, in der vor allem Kaolinton für die Ziegel- und Keramikindustrie abgebaut wurde/wird.

Nach unserer ca. 16 Kilometer langen thematischen Wanderung durch das „Partheland“ bei Taucha mit einem kleinen Imbiss zur Stärkung kamen alle Wanderer wieder gesund und munter zurück zum Bahnhof Taucha. Wir hoffen, es hat allen gefallen. Wir laden euch alle ganz recht herzlich ein, mit der GeoWerkstatt wieder auf eine spannende Wanderung durch die Region zu kommen. Egal ob bei der 7-Seen-Wanderung oder zu einer anderen Gelegenheit.

Solltet Ihr Interesse an einer Tour haben, so meldet euch ganz unkompliziert bei Ronny Schmidt unter vorstand@geowerkstatt.com

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