Familientour zur 7-Seen-Wanderung 2017 – GeoWerkstatt begleitet Teilnehmer*innen durch das „Dorf der Steine“ Beucha

Los ging unsere Familientour im Rahmen der 7-Seen-Wanderung am Bahnhof in Beucha. Mit wanderlustigen Kindern, Eltern und Großeltern entdeckten wir rund um das Thema Gesteine die Umgebung des geologisch bedeutsamen und kulturlandschaftlich sehr reizvollen Beuchas.

Text von Jana Nowatzki und Bilder von Jürgen Manthey und Ronny Schmidt

Um 14 Uhr aufgebrochen, führte uns der Weg zunächst durch das städtische Grün. Versteckt im Dickicht der Bäume und Sträucher konnten wir noch Zeugnisse der Steinbruchgeschichte entdecken – die Ruinen des ehemaligen Kranaufzuges am Kirchbruch. Der Kirchbruch ist mittlerweile geflutet – heute ein klarer tiefer See (fast 30 Meter tief!), mit mächtigen Granitporphyr-Wänden (weitere 20 Meter hoch!). Darüber thront die alte, weithin sichtbare Bergkirche von Beucha, deren spannende Geschichte und ihre Verflechtungen mit der Kulturgeschichte des Dorfes, dem Steinbruchbetrieb und dem Beuchaer Granitporphyr Ronny von der GeoWerkstatt zum Besten gab. Die hiesigen Steinbrüche bezeugen eine mehrere Jahrhunderte andauernde Steinbruchaktivität. Seit dem Jahr 1477 ist der Abbau der Gesteine für Beucha belegt. Zunächst und über viele Jahrhunderte hinweg nur als kleine „Bauernbrüche“ auf dem von der Kirche gepachteten Land. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts und spätestens ab dem 20. Jahrhundert ganz intensiv, professionell und mit dem technischen Know-how der industriellen Entwicklung.

Währenddessen zogen Jana, Johanna und Jürgen, drei Geographie-Student*innen mit den Kindern los, um sich nicht „langweiligen“ Geschichten, sondern der viel spannenderen Gesteinsbestimmung zuzuwenden. Dabei wurden auf spielerische Art und Weise die verschiedensten lokalen und regionalen Gesteine genau unter die Lupe genommen und bestimmt. Besonders der teils rötliche, teils grünliche Granitporphyr aus Beucha wurde genau untersucht. Dabei wurden natürlich auch viele Fragen beantwortet: Wie entstand denn der Granitporphyr und andere Gesteine der Region eigentlich? Was hat Beucha mit dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig zu tun? Woher kommt der Feuerstein und wieso ist der Bims so leicht?

Als die Gruppen wieder zusammen fanden, picknickten wir zusammen bei ein paar warmen Sonnenstrahlen mit Blick auf den Steinbruch und die Bergkirche. Weiter ging es durch Beucha Richtung Süden. Auf dem Weg erhielten wir kurzen Einblick in den letzten aktiven Steinbruch „Sorge“, aus dem nicht nur Anfang des 20. Jahrhunderts bereits Gesteine für den Bau des Völkerschlachtdenkmals geliefert, sondern auch für die Restauration des Denkmals in den letzten Jahre die Gesteine gebrochen wurden.

Nach 4 km kamen wir am flachen, von Kies- und Sandstrand umrahmten Albrechtshainer See vorbei. Ein Steinbruch war das aber nie! Die unmittelbar am See vorbeiziehenden Autos geben einen Hinweis darauf, dass auch dieser See kein natürlicher ist, sondern für den Bau der nahe gelegenen Autobahn A14 ausgehoben und der Kies / Sand dort verbaut wurde. Gleichzeitig ist er sichtbarer Zeuge des kleinräumig sehr unterschiedlichen geologischen Untergrunds.

Mit einem Eis auf die Hand ging es weiter. Vorbei am Kletterwald und über Wiesen und Felder zu einem kleinen Rätsel. Am gefluteten Hausbruch sollten Gletscherschrammen zu finden sein, aber wo? Um allen Teilnehmer*innen einen Eindruck davon zu vermitteln, wie diese Gletscherschrammen während der Eiszeiten entstanden sind, haben wir die Situation zur Eiszeit spielerisch mit den Kindern und Eltern nachgespielt.

Die Gletscherschrammen – in nordöstlicher Richtung auf dem harten Porphyr verlaufend – wurden bald gefunden. Nur sehr unscharf und mit geübtem Blick kann man die Gletscherschrammen erkennen, die der Inlandeisgletscher beim „Überfahren“ der Region auf dem Porphyr hinterlassen hat. Die Schrammen / Schliffe selbst, aber auch der Entstehungsprozess derselben war bei den meisten Teilnehmer*innen völlig unbekannt.

Und schon neigte sich unser Wandertag seinem Ende zu. Nach ca. 8 km und Kindertaschen voller Steine verabschiedeten wir uns am Bahnhof Beucha. Wir freuen uns schon auf die nächste Exkursion.

Die GeoWerkstatt freut sich, dass es ein so großes Interesse an den Exkursionsangeboten im Rahmen der 7-Seen-Wanderung gab und gibt. Auch bei den Organisatoren möchten wir uns für die Unterstützung bedanken. Wir hoffen, alle Teilnehmer*innen hatten viel Spass und konnten auch das eine oder andere Wissenswerte mit nach Hause nehmen.

Solltest du mal Lust haben mit der GeoWerkstatt Leipzig e.V. auf Exkursion zu gehen – egal ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto/Bus – dann meld dich doch einfach bei uns: vorstand[ät]geowerkstatt.com

 

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