Was hat der „Dollar“ eigentlich mit Wald zu tun? Nicht viel – die Geschichte dazu ist trotzdem spannend!

Was gibt es Schöneres, als an einem sonnigen Sonntag im Frühling im Wald spazieren zu gehen?! Das dachte sich auch der GeoWerkstatt Leipzig e.V. und lud am 15.04.2018 zu einer Exkursion ins Grüne bei Otterwisch.

Text von Miriam Posselt und Marco Holzheu und Bilder von Martin Rust

Ziel unseres Ausflugs war die kleine sächsische Gemeinde Otterwisch. Am Bahnhof angekommen, begannen wir die Exkursion mit einer kurzen Einführung in die naturräumliche Gliederung der Region. Danach ging es auch schon Richtung Wald – die Brachledhen bei Otterwisch. Bereits auf dem Weg dahin wurde versucht, die zuvor aufgestellten Theorien bezüglich der Landschaftsentwicklung zu bestätigen und uns selbst einen Überblick über die Bedingungen im oberflächennahen Untergrund zu verschaffen. Die zu diesem Zweck durchgeführte Pürckhauer-Bohrstock-Sondierung brachte eine geringmächtige Sandlössdecke über saalezeitlichen Geschiebematerial zum Vorschein. Diese Abfolge ist absolut typisch für die Gebiete in der Leipziger Umgebung – eine dünne ubiquitäre Sandlössdecke überdeckt älteres kaltzeitliches Moränenmaterial.

Endlich angekommen im Wald – oder doch besser Forst – wartete schon der pensionierte Forstwirt Harald auf uns. Voller Begeisterung und Leidenschaft erzählte er uns von dem Forst. Kurz nach der politischen Wende schaffte er es, dieses Stück Land zu kaufen und konnte es von da an eigenständig als sein Eigentum bewirtschaften, wie er voller Stolz berichtete – „Es [den Wald] zu kaufen ist das Beste was ich je auf die Beine gestellte habe”.

Neben der Forstwirtschaft ist er auch in der lokalen Landesgeschichte sehr bewandert, wodurch wir auch viele interessante Anekdoten bezüglich der landeskundlichen Entwicklung der Region zu hören bekamen. Haralds Gedankenketten zeigten sich dabei erfreulich überraschend. Wusstet ihr zum Beispiel, dass die Entstehung des Begriffs „Dollar“ wohl auf die “nuschlige, dialektische” thüringer Aussprache des  „Talers“ zurück geht? Deutsche Siedler brachten den Begriff später nach Nordamerika. Ja und der Wald, … achso, ja, wir sprachen eigentlich über den Wald …

Nach diesen spannenden Ausführungen gingen wir endlich in den Forst hinein. So spazierten wir durch den frisch sprießenden Laubmischwald und lauschten dabei Haralds zahlreichen Ausführungen zu allen Themen der Forstbewirtschaftung. Wir erhielten einen Einblick in Flora und Fauna des Gebietes, in den Nutzen von Totholz, in das Zusammenspiel aus Untergrund und Baumartenzusammensetzung, in den Holzmarkt, in die wirtschaftlichen Folgen von Stürmen. Zwischenzeitlich wurde es sogar ein wenig philosophisch, als die Kommunikation zwischen Baumindividuen und das menschliche Handeln thematisiert wurden. An anderer Stelle wurde heiß über das Für und Wider der Jagd, sowie über Anpassungsstrategien der Forstwirtschaft an den Klimawandel diskutiert.

Zuletzt gab uns Harald noch eine sehr wichtige Botschaft auf den Weg. Sehr energisch kritisierte er das destruktive Handeln und Wirtschaften unserer Gesellschaft, dabei insbesondere das bestehende Landwirtschaftssystem. Dieses sei nicht mehr lange tragbar, da es wichtige Ökosysteme und somit auch unsere Lebensgrundlage zerstöre. Er rief uns auf selbst aktiv zu werden, um einen längst nötigen Wandel zu bewirken.

„Wir rennen sehenden Auges in eine ökologische Katastrophe! Diskutiert öffentlich darüber! Veröffentlicht euer Wissen, eure Meinung! Bringt das Thema in die Politik! Werdet aktiv!”

 

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