Kinder- und Familientour im „Dorf der Steine“ – GeoWerkstatt organisiert und führt interessierte Teilnehmer im Rahmen der 7-Seen-Wanderung durch Beucha

Auch im Jahr 2019 hat sich die GeoWerkstatt Leipzig e.V. mit einem bunten Exkursionsangebot bei der 7-Seen-Wanderung beteiligt. Martin Rust und Ronny Schmidt von der GeoWerkstatt führten die interessierten Teilnehmer – darunter natürlich auch wieder viele Kinder – durch das „Dorf der Steine“. Wir besuchten auf unserer kleinen Wanderung die 5 in und um Beucha gelegenen Steinbrüche. Es gab viel Wissenswertes über das ca. 290 Millionen Jahre alte Gestein zu erfahren und warum genau dieses Gestein im Völkerschlachtdenkmal verbaut wurde. Einen sehr schönen Landschaftsüberblick bis zum Kohlenberg bei Brandis, dem Collm bei Oschatz und bis nach Leipzig hatten wir gemeinsam vom Kirchbruch in Beucha am Ende der Tour.

Text und Fotos von Martin Rust und Ronny Schmidt

Los ging unsere Familientour im Rahmen der 7-Seen-Wanderung am Bahnhof in Beucha. Mit wanderlustigen Kindern, Eltern und Großeltern entdeckten wir rund um das Thema Gesteine die Umgebung des geologisch bedeutsamen und kulturlandschaftlich sehr reizvollen Beuchas.

Das erste Ziel unserer Wanderung war der Tollertbruch im Osten von Beucha. Es ist der größte der Steinbrüche in Beucha. Besonders markant ist die Form des Steinbruchs. Im Gegensatz zu den anderen „fast kreisrunden“ Steinbrücken hat dieser hier eine etwas „organische“ Form. Die Gesteine haben sich nicht etwa so besser abgebaut – der heutige Steinbruch und seine etwas außergewöhnliche Form ist entstanden aus mehreren kleineren Steinbrüchen, die zur Blütezeit des Steinbruchbetriebes alle unter einem neuen gemeinsamen Besitzer „zusammengewachsen“ sind. Am Steinbruch selbst gab es Ausführungen zur geologischen Vergangenheit der Region. Die abgebauten Gesteine sind alle ca. 290 Millionen Jahre alt und gehören zum so genannten Nordwest-Sächsischen Vulkanitkomplex, der sich von Altenburg bis Eilenburg und Schildau, von Rochlitz, Oschatz bis nach Beucha und z.T. bis nach Taucha ausbreitet. Teile dieses ehemaligen Vulkangebiets reichen sogar bis nach Halle, den Petersberg (bei Halle) und nach Löbejün, wo die Gesteine noch heute abgebaut werden.

Über Wiesen und Felder und durch Kleinsteinberg ging es weiter zu einem kleinen erdgeschichtlichen Rätsel, bei dem ein aufmerksames Auge nötig war. Am gefluteten „Hausbruch“ sollten Gletscherschrammen zu finden sein, aber wo? Um allen Teilnehmer*innen einen Eindruck davon zu vermitteln, wie diese Gletscherschrammen während der Eiszeiten entstanden sind, haben wir die Situation zur Eiszeit spielerisch mit den Kindern und Eltern nachgespielt. Die Gletscherschrammen – in nordöstlicher Richtung auf dem harten Porphyr verlaufend – wurden dann auch bald von allen entdeckt. Nur sehr unscharf und mit geübtem Blick kann man die Gletscherschrammen erkennen, die der Inlandeisgletscher beim „Überfahren“ der Region auf dem Porphyr hinterlassen hat. Die Schrammen / Schliffe selbst, aber auch der Entstehungsprozess derselben war den meisten Teilnehmer*innen völlig unbekannt.

Gleich auf der anderen Seite vom Hausbruch gelegen, kamen wir am flachen, von Kies- und Sandstrand umrahmten Albrechtshainer See vorbei. Ein Steinbruch war das aber nie! Die unmittelbar am See vorbeiziehenden Autos geben einen Hinweis darauf, dass auch dieser See kein natürlicher ist, sondern für den Bau der nahe gelegenen Autobahn A14 ausgehoben und der Kies / Sand dort verbaut wurde. Gleichzeitig ist er sichtbarer Zeuge des kleinräumig sehr unterschiedlichen geologischen Untergrunds – gerade noch Festgestein bis in große Tiefen, nun ein Sediment aus Sand und Kies, welches während der Eiszeiten hier abgelagert wurde.

Weiter ging es durch Beucha Richtung Norden. Auf dem Weg zum Kirchbruch bot sich die Möglichkeit, kurz einen außergewöhnlichen Blick in den letzten noch aktiven Steinbruch „Sorge“ zu machen, aus dem nicht nur Anfang des 20. Jahrhunderts bereits Gesteine für den Bau des Völkerschlachtdenkmals geliefert, sondern auch für die Restauration des Denkmals die Gesteine gebrochen wurden.

Nach einem kleinen leckeren Imbiss am Kirchbruch für alle war es Martin, der sich mit den Kindern einer Auswahl von Gesteinen und Mineralien widmete. Dabei wurden auf spielerische Art und Weise die verschiedensten lokalen und regionalen Gesteine genau unter die Lupe genommen und bestimmt. Besonders der teils rötliche, teils grünliche Granitporphyr aus Beucha wurde genau untersucht. Dabei wurden natürlich auch die vielen Fragen der Kinder beantwortet.

Mit den Erwachsenen ging es derweil noch einmal hinauf zur Bergkirche inmitten des hufeisenförmigen Steinbruchs. Versteckt im Dickicht der Bäume und Sträucher um den Kirchbruch herum konnten wir noch Zeugnisse der Steinbruchgeschichte entdecken – die Ruinen des ehemaligen Kranaufzuges am Kirchbruch. Der Kirchbruch selbst ist mittlerweile geflutet – heute ein klarer tiefer See (fast 40 Meter tief!), mit mächtigen Granitporphyr-Wänden (weitere 20 Meter hoch!). Darüber thront die alte, weithin sichtbare Bergkirche von Beucha, deren spannende Geschichte und ihre Verflechtungen mit der Kulturgeschichte des Dorfes, dem Steinbruchbetrieb und dem Beuchaer Granitporphyr Ronny von der GeoWerkstatt zum Besten gab. Die hiesigen Steinbrüche bezeugen eine mehrere Jahrhunderte andauernde Steinbruchaktivität. Seit dem Jahr 1477 ist der Abbau der Gesteine für Beucha belegt. Zunächst und über viele Jahrhunderte hinweg nur als kleine „Bauernbrüche“ auf dem von der Kirche gepachteten Land. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts und spätestens ab dem 20. Jahrhundert ganz intensiv, professionell und mit dem technischen Know-how der industriellen Entwicklung.

Und schon neigte sich unser Wandertag seinem Ende zu. Nach ca. 9 km verabschiedeten wir uns am Bahnhof Beucha. Wir freuen uns schon auf die nächste Exkursion. Die GeoWerkstatt freut sich, dass es ein so großes Interesse an den Exkursionsangeboten im Rahmen der 7-Seen-Wanderung gab und gibt. Auch bei den Organisatoren möchten wir uns für die Unterstützung bedanken. Wir hoffen, alle Teilnehmer*innen hatten viel Spass und konnten auch das eine oder andere Wissenswerte mit nach Hause nehmen.

Solltest du auch mal Lust und Interesse haben mit der GeoWerkstatt Leipzig e.V. auf Exkursion zu gehen – egal ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto/Bus – dann melde dich doch einfach bei uns:

Email an: vorstand@geowerkstatt.com

 

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Exkursion, Veranstaltung veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.