„Junior-Ranger im Neuseenland“ – Re-Start nach langer Corona-Pause – Junior-Ranger untersuchen den Landschaftswandel im Leipziger Süden

Im Juli 2021 war es endlich soweit! Die 11 angehenden Junior-Ranger trafen sich zum Re-Start der Ausbildung im Leipziger Neuseenland. Nach einer sehr langen (zu langen!) Corona-bedingten Pause haben sich die Teilnehmer für eine Fahrradexkursion getroffen und gemeinsam mit uns den Landschaftswandel im Leipziger Südraum entdeckt. Was gab es eigentlich vor den großen Tagebauseen im Süden von Leipzig? Wer und was musste der Braunkohle weichen? Und wie entwickelt sich die Bergbaufolgelandschaft heute? Einen kleinen Bericht zu unseren Aktivitäten an diesem Tag, zum Junior-Ranger-Projekt und den Inhalten könnt ihr hier nachlesen.

Text von Ronny Schmidt und Fotos von Anja Lorber

Nach unserem Start im Herbst 2020 mit 2 Veranstaltungen mussten wir Corona-bedingt die Ausbildung zum Junior-Ranger für eine viel zu lange Zeit pausieren lassen. Im Juli 2021 sind die Kontaktbeschränkungen soweit gelockert worden, dass wir endlich wieder gemeinsam raus ins Neuseenland konnten, um dieses auf unterschiedliche Art und Weise sowie an vielen verschiedenen Orten zu entdecken. Leider konnten nicht alle Junior-Ranger an dem etwas spontan gewählten Termin teilnehmen. Wir wollten jedoch die Lockerungen und die Zeit vor den Sommerferien nutzen, um möglichst viele Teilnehmer noch einmal begrüßen zu dürfen und gemeinsam einen spannenden Tag zu erleben. Außerdem ist der Leipziger Süden mit seinen vielen Seen gerade in den Sommerferien ein beliebter Ort, um baden zu gehen und sich zu erholen. Und damit die Teilnehmer genau wissen, warum gerade hier so viele Seen die Landschaft prägen und welche Geschichten diese zu erzählen haben, haben wir uns das etwas genauer angesehen.

Wir bereits oben kurz angedeutet, haben wir uns dem Landschaftswandel im Neuseenland gewidmet. Landschaftswandel? … Was ist das eigentlich? Als Landschaftswandel bezeichnet man die Veränderungen einer Landschaft, die auf von Menschen gemachte Ursachen zurückzuführen sind. Der Eingriff des Menschen in eine (natürliche) Landschaft verändert diese zwangsläufig. Der ursprüngliche Zustand ist quasi nicht mehr herzustellen. Damit wir diesen Landschaftswandel bzw. die Veränderungen in der Landschaft besonders gut wahrnehmen und beobachten können, haben wir uns diesmal auf unsere Fahrräder geschwungen. Auf der Fahrradexkursion vom Clara-Zetkin-Park im Zentrum von Leipzig, durch den Südlichen Auwald, über das Waldbad Lauer bis zur Südspitze des Cospudener Sees und zurück haben wir diesen Wandel versucht, gemeinsam zu entdecken, wahrzunehmen und zu beschreiben, sowie im Bild festzuhalten.

Auf der Fahrradexkursion gab es auch für die Eltern und Geschwister der Junior-Ranger die Gelegenheit zu partizipieren. Gemeinsam starteten wir an der Pferderennbahn im Clara-Zetkin-Park. Vorbei an der Schleuse Connewitz und entlang der Pleiße ging es durch den Südlichen Auwald bis zur Mündung des Floßgrabens in die Pleiße. An dieser 1. Station haben wir uns einen Eindruck davon gemacht, wie die Landschaft entlang der großen Flüsse Pleiße und Weiße Elster einmal ausgesehen haben könnte. Der Auwald entlang der Flüsse ist heute auch kein natürlicher Auwald mehr. Schon seit vielen Jahrhunderten wird dieser durch die Leipziger Bürger bzw. die Stadt und den Stadtforst bewirtschaftet. Viele spannende Infos zum Leipziger Auwald findet ihr auf der offiziellen Homepage des Auwalds. Aufgefallen sind den Junior-Rangern aber nicht nur die vielen und z.T. sehr großen Bäume und der dichte Wald. Bei einem Blick auf die Pleiße wurde allen schnell deutlich, dass diese sehr rege von kleinen Booten befahren wird. Gerade die Verbindung über die Pleiße und den Floßgraben ist sehr beliebt, führt letztlich aber zu einem Nutzungskonflikt mit den Naturschützern. Denn besonders hier am Floßgraben ist der Eisvogel aktiv. Er lieb das klare Wasser, in dem er besonders gut nach Fischen jagen kann. Die Junior-Ranger haben versucht, ihre ersten Eindrücke im Bild festzuhalten. Kleine Skizzen von der Umgebung sollen später beim Vergleich der unterschiedlichen Landschaftstypen helfen, die Unterschiede klar zu erkennen. Besonders spannend war natürlich die Mündung des glasklaren Wassers des Floßgrabens in die deutlich mit Sedimentfracht verschmutzte Pleiße.

Und nach einer ersten kleinen Stärkung ging es weiter in Richtung Süden. Noch eine ganze Weile begleitete uns der Südliche Auwald. Ein relativ abruptes Ende fand der Weg am „Wolfswinkel“. Die Straße, der wir mit unseren Fahrrädern folgten, war nun gesäumt von Gewerbe und weiter entlang am Equipagenweg folgten viele neue „Stadthäuser“. Nächste Station – das Waldbad Lauer. Das Waldbad Lauer ist KEIN Tagebaurestloch. Das Waldbad ist eine ehemalige Kiesgrube, die in den 70er Jahren beim Bau der heutigen Bundesstraße B2 im Süden von Leipzig entstand. Der Name „Lauer“ bezieht sich auf das ehemalige, in der Nähe gelegene Rittergut „Lauer“, welches durch den Braunkohletagebau verloren ging. Hier am Waldbad ist es noch immer recht grün. Viele Bäume säumen die Uferbereiche des kleinen Sees. Jedoch sind diese deutlich (!) jünger als im Auwald. Keiner der Bäume ist so richtig alt und groß. Die Struktur des Waldes war auch ganz anders als zuvor. Den Junior-Rangern blieb das natürlich nicht verborgen. Das Waldbad Lauer ist heute die „Quelle“ des Floßgrabens. Die vielen Boote – eben noch auf der Pleiße unterwegs – schoben sich Stück für Stück aus dem Floßgraben, über das Waldbad hin bis zum Cospudener See. Mit den Junior-Ranger vom Fahrrad absteigen heißt auch immer gleich eine kleine Pause zum Essen und Trinken zu machen. Dem aufmerksamen Beobachter sind die unterschiedlichen Beschilderungen der Bäume aufgefallen, die hier an den Bäumen angebracht wurden. Wir befinden uns im Bereich des so genannten „Tertiärwaldes“. Der Tertiärwald ist Teil des „Landschaftsparks Cospuden“, der für die EXPO 2000 umgestaltet bzw. errichtet wurde. Dabei wurde nicht nur der Tagebau Cospuden selbst rekultiviert, sondern auch die angrenzenden Bereiche gestaltet. Es handelt sich um ein Arboretum bestehend aus verschiedenen Pflanzengesellschaften und geologischen Zeugnissen, die an die Entstehungsgeschichte der Braunkohle erinnern soll. Die Junior-Ranger haben unter den Bäumen u.a. die Sibirische Birke, die Schmalblättrige Esche, einen Mammutbaum, Ginko, Sumpfzypressen entdeckt.

Unser Weg führte uns weiter zum Cospudener See. Entstanden aus dem Tagebaurestloch des Tagebaus Cospuden ist heute von dem einstmalig aktiven Braunkohlebetrieb fast nichts mehr zu sehen. Die meisten der Badegäste erfreuen sich eher an der Erfrischung im kühlen Nass. Immer weniger Besuchern ist die bergbauliche Geschichte des Sees bekannt. Hat doch gerade dieser See bzw. der Tagebau Cospuden die Gemüter der Leipziger am Ende der Achtziger / Anfang der Neunziger Jahre besonders erregt – Umweltproteste führten zum Stopp des Braunkohleabbaus. Später wurde der Tagebau und die Bergbaufolgelandschaft im Zuge eines Expo 2000-Projektes rekultiviert. Der in unmittelbarer Nähe zu Leipzig gelegene See ist mit Sicherheit der beliebteste Badesee der Leipziger und im Sommer nicht nur Anziehungspunkt für begeisterte „Sonnenbader“, sondern auch für sportlich begeisterte Menschen. Hier am See hatten wir unsere dritte Station – pünktlich gegen Mittag mit einer längeren Verschnaufpause und einer Erfrischung im Wasser. Aber auch inhaltlich ging es hier weiter. Vom dichten Auwald war hier schon lang nichts mehr zu sehen. Dieser sowie die Orte Cospuden oder das Rittergut Lauer mussten vor vielen Jahrzehnten dem Tagebau weichen. Die Eindrücke wurden auch hier bildlich festgehalten.

Zum Abschluss der Tour ging es noch weiter in den Süden. Vorbei an der Südspitze des Sees fuhren wir bis zur weithin sichtbaren Landmarke – der Bistumshöhe. Von ganz oben auf dem Turm hatten wir zum Abschluss unserer Entdeckungstour noch einmal einen fantastischen Rundblick. Entdeckt haben wir den in weiter Ferne sichtbaren Aussichtsturm auf der Hochhalde Trages, den wir schon bei unserer ersten Veranstaltung bestiegen haben. Außerdem ganz Leipzig, das Kohlekraftwerk in Lippendorf, den Vergnügungspark Belantis, Zwenkau sowie den Zwenkauer See, die sich im Süden anschließen und den ausgetrockneten Elsterstausee.

Pünktlich zurück waren die Teilnehmer auch an diesen Tag ganz schön „platt“. Viele neue Eindrücke, eine lange Fahrradtour durch den Leipziger Süden inkl. Turmbesteigung auf der Bistumshöhe und vielleicht auch die viele frische Luft haben uns alle ein bisschen müde gemacht. Erfrischend zwischendurch jedoch waren die Pausen mit einem Sprung ins kühle Nass. Auch die nächsten Veranstaltungen versprechen spannend zu werden. Wir hoffen, dass uns Corona bald wieder zusammenfinden lässt.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.

 

 

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