Junior-Ranger im Neuseenland unterwegs in der Bergbaufolgelandschaft – Landschaftspflege, Naturschutz und Renaturierung – Was passiert eigentlich nach dem Braunkohlebergbau?

Im März 2022 haben sich die „Junior-Ranger im Neuseenland“ aufgemacht, die Bergbaufolgelandschaft im Süden von Leipzig genauer unter die Lupe zu nehmen. Was passiert eigentlich nach dem Braunkohleabbau? Natürlich kennt jeder den Nordstrand am Cospudener See oder den Kanupark und Kletterpark am Markkleeberger See. Vom Bergbau-Technik-Park und dem Kap Zwenkau hat bestimmt auch schon mal der eine oder andere gehört. Aber die „Highlights“ und Attraktionen der Freizeit- und Tourismusregion „Leipziger Neuseenland“ inkl. Naherholung an den Restlöchern der Bergbauaktivitäten sind eine Seite der Medaille. Ein viel größerer Teil der Bergbaufolgelandschaft wird wieder umgewandelt in landwirtschaftliche Nutz- und Forstflächen, oder werden extensiv als Weideland genutzt. Wer ist dafür zuständig, dass die Landschaft auch außerhalb des „offensichtlichen“ Tourismus an Wert gewinnt, sich Tiere und Pflanzen ansiedeln können und ein intaktes Ökosystem entstehen kann? Einen kleinen Bericht zu unseren Aktivitäten an diesem Tag, zum Junior-Ranger-Projekt und den Inhalten könnt ihr hier nachlesen.

Text von Ronny Schmidt und Fotos von Martin Rust & Leonard Rodriguez

Unser Ausflug mit den angehenden Junior-Rangern war heute nicht so lang wie an den anderen Tagen. Jedoch konnten wir ein bisschen früher starten und so ging es von Leipzig kommend zur ersten Station … an den Bockwitzer See. Der heutige Bockwitzer See ist das Restloch des ehemaligen Tagebaus Bockwitz, der 1982 als Nachfolger des Tagebaus Borna-Ost aufgeschlossen wurde. Mit der Kohle wurden die nahe liegenden Brikettfabriken Neukirchen und Thräna versorgt. Die Kohleförderung endete 1992. Der Braunkohlebergbau hatte zu dieser Zeit schwerwiegende Auswirkungen sowohl auf das Landschaftsbild und den Grundwasserhaushalt als auch auf die Menschen der Region. Die Siedlung Bockwitz z.B. wurde angesichts des heranrückenden Tagebaus 1988 beräumt. Auf Grund der politischen Wende und der damit einhergehenden wirtschafts- und energiepolitischen Entscheidungen und dem Ende des Braunkohleabbaus an diesem Standort wurde die Ortslage nicht mehr überbaggert.

Bereits während der Braunkohleförderung Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre wurden die Kippenflächen der Tagebaue Borna-Ost und Bockwitz für die Land- und Forstwirtschaft wieder nutzbar gemacht. Nach 1992 bestand nun also die wichtigste Aufgabe in der Sanierung der Restlöcher. Dazu zählt vor allem die standsichere Gestaltung der Böschungen des zukünftigen Sees. Neben der Entwicklung von Freizeit- und Erholungsbereichen stehen bei den Planungen zur zukünftigen Gestaltung und Nutzung der Bergbaufolgelandschaft geschützte Bereiche für Flora und Fauna im Mittelpunkt. Unterschiedliche Abschnitte am Bockwitzer See eigneten sich hierfür besonders – die Natur und Landschaft konnte sich somit besonders gut (selbst) entwickeln. Die Sanierung und Rekultivierung am Bockwitzer See unterlag streng naturschutzfachlichen Gesichtspunkten und wurde zu einem „mustergültigen“ Beispiel. Besonders die enge Zusammenarbeit zwischen der LMBV und der Naturföderungsgesellschaft Ökologische Station Borna-Birkenhain e.V. hat zu einer innovativen Verbindung ökologischer und sicherheitstechnischer Kriterien bei der Sanierung geführt. Der schutzwürdige Tier- und Pflanzenbestand auf den z.T. mehrere Jahre unberührten Böschungen im ehemaligen Tagebau Bockwitz konnte mit den entsprechenden Maßnahmen erhalten werden. Insgesamt konnte am Standort ein Mosaik aus Rohböden, Kleingewässern, Gras- und Krautfluren sowie Pioniergehölzen erhalten werden. Einige der Tierarten nutzen diese inselhaften Habitate als Vorposten für die Einwanderung in die zentralen Tagebaubereiche. Aus den Restlöchern „Hauptwasserhaltung“ und „Südkippe“ wurden vielfältige und artenreiche Biotope.

Die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen werden aktuell durch extensive Weidewirtschaft bewirtschaftet / gepflegt. Mit den Junior-Rangern sind wir hier auf eine Herde Schottischer Hochlandrinder gestoßen. Die robusten und langlebigen Hochlandrinder können auf grober Vegetation und dürftigem Weideland überleben. Sie eignen sich deshalb besonders gut für die Standorte in der Bergbaufolgelandschaft.

An unserem zweiten Standort des Tages zwischen Lobstädt und Deutzen wurde bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Braunkohle abgebaut. Im Altbergbaugebiet Borna-West/Regis/Pahna finden wir heute jedoch nicht mehr derartig große Restlöcher, da in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Großtagebauen (z.B. Schleenhain) diese in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts mit dem Abraum nahezu vollständig verfüllt wurden. Entsprechend werden die Areale der Gruben und Tagebaue heute vorrangig als Ackerland genutzt oder sind mit Forst bestanden. Im Bereich von Deutzen (Kraft II) finden wir heute noch die Lobstädter Lachen. Die Lobstädter Lachen sind zu einem kleinen Naturrefugium geworden. Auf der ehemaligen Bergbauspülkippe im Bereich des Tagebaus Deutzen grasen heute Wildpferde. Die Wildpferde übernehmen hier die Landschaftspflege auf dem renaturierten Kippengelände und helfen somit, das Offenland zu erhalten. Die Landesstiftung für Natur und Umwelt siedelte hier die robusten Konik-Wildpferde an, die dazu beitragen, den Lebensraum für selten gewordene heimische Vogelarten zu schaffen. Die Lobstädter Lachen sind heute sowohl als Flora-Fauna-Habitat als auch als SPA-Gebiet (Special Protection Area, Europäisches Vogelschutzgebiet) eingestuft. Bei unserer kleinen Wanderung zu den Lobstädter Laachen haben wir uns aufgemacht, die Wildpferde zu suchen – mit Erfolg!

Unsere letzte Station an diesem Tag war der Besuch der Buffalo-Ranch in Neukieritzsch. Neben Schottischen Hochlandrindern und Wildpferden sind die Bisons aus der Bergbaufolgelandschaft seit Jahren nicht mehr wegzudenken. Die Tiere gelten als robust und können auch einen strengen Winter draußen verbringen. An unterschiedlichen Standorten im Neuseenland kann man solche Tiere auf den Weideflächen beobachten. Hier in Neukieritzsch kann man auf der Buffalo-Ranch zudem auch das Bison-Fleisch in der Grillhütte kosten. Und so gab es für die Junior-Ranger eine Bison-Bratwurst oder Bison-Burger zum Testen.

Und so neigte sich unser Tag auch schon schnell dem Ende entgegen. Wir freuen uns schon auf die nächste Veranstaltung im April 2022.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.

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