Im April haben sich die „Junior-Ranger im Neuseenland“ mit dem Fahrrad wieder aufgemacht, die Bergbaufolgelandschaft im Süden von Leipzig zu entdecken. Das Wetter war durchwachsen. Wind und Wolken haben sich abgewechselt. Nur manchmal blinzelte die Sonne kurz hervor. Aber die Fahrradketten waren geölt, es gab ausreichend Luft auf den Reifen und die angehenden Junior-Ranger waren motiviert, gemeinsam den Geopfad zu entdecken. „Geopfad“ – Was ist das eigentlich und wo kann man diesen Pfad finden? Was gibt es dort zu entdecken? Wer hat diesen Pfad gebaut und warum? Diesen und vielen anderen Fragen sind wir bei unserer Tour in den Süden von Leipzig nachgegangen. Einen kleinen Bericht zu unseren Aktivitäten an diesem Tag, zum Junior-Ranger-Projekt und den Inhalten könnt ihr hier nachlesen.
Text von Ronny Schmidt und Fotos von Martin Rust & Ronny Schmidt
Unser Ausflug mit den angehenden Junior-Rangern startete für einige an der Pferderennbahn im Clara-Zetkin-Park. Ein durchaus praktischer und für alle gut zu erreichender Startpunkt in Leipzig. Durch den südlichen Auwald ging es dann bis nach Markkleeberg bzw. zum Markkleeberger See. Ein paar der Junior-Ranger sind am Nordufer des Sees zu uns gestoßen. Jetzt konnte es auch offiziell und inhaltlich richtig losgehen. Aber bevor wir uns dem Geopfad selbst widmeten, haben wir uns die Entwicklung an der Seepromenade in Markkleeberg genauer angeschaut. Hier steht der Tourismus, Freizeit und Naherholung im Mittelpunkt der Veränderungen. Ein gut ausgebauter Badstrand, gastronomische Einrichtungen, Spielplätze und Parkplätze sowie ein kleiner Hafen mit einigen Segelbooten und der großen Fähre fallen dem Besucher direkt ins Auge. Vom ehemaligen Braunkohlebergbau bzw. vom ehemaligen Tagebau Espenhain kann man unmittelbar hier (ganz offensichtlich) nichts mehr entdecken. Wie also lässt sich für den unwissenden Besucher die abwechslungsreiche Geschichte der Region erkennen? Nur wenige 100 Meter weiter, am östlichen Ende der Seepromenade beginnt der Geopfad. Und der kann helfen!
Der Geopfad besteht aus insgesamt 16 Stelen, dem Schichtenstapel an der Auenhainer Treppe, zwei geologischen Fenstern sowie dem Steinerlebnis(Findlings)garten. Von der Seepromenade am Markkleeberger See bis zur Magdeborner Halbinsel am Störmthaler See verbindet der Geopfad die aufregendsten Ereignisse der Erd-, Bergbau- und Menschheitsgeschichte aus der Region mit vielfältigen landschaftlichen und touristischen Erlebnissen. Der Verein „Erdgeschichte im Südraum Leipzig e.V.“ sowie weitere Akteure aus der Region haben über viele Jahre hinweg diesen Geopfad am ehemaligen Tagebau Espenhain (aus dem der heutige Markkleeberger See sowie Störmthaler See hervorgingen) entstehen lassen und möchten damit die in diesem Tagebau zutage geförderten geologischen Schätzen für zukünftige Generationen erlebbar machen. Und genau das haben wir auch vor. Gemeinsam mit den Junior-Rangern möchten wir die Erd- und Bergbaugeschichte dieser Landschaft besser kennenlernen und dafür den Geopfad nutzen. Der Geopfad thematisiert dabei auf den 16 Stelen ganz unterschiedliche Schwerpunkte: Entstehung der Braunkohle, Braunkohlebergbau und die damit einhergehenden Veränderungen in der Landschaft, Klimawandel in der Vergangenheit, Fossilienfunde, Eiszeiten, archäologische Funde in der Region, u.v.m.
Auf dem gut ausgebauten Weg entlang des Markkleeberger Sees haben wir die ersten Stelen des Geopfads entdeckt und die unterschiedlichen Themen mit den Junior-Rangern besprochen. Gleich zu Beginn standen die altsteinzeitlichen (archäologischen) Funde aus Markkleeberg im Mittelpunkt. Altsteinzeitliche Werkzeuge (u.a. Faustkeile) sowie eine Vielzahl von Mammutknochen wurden hier entdeckt. Auf der zweiten Stele wurde die Seengeschichte selbst thematisiert. Dort wo heute die bereits oben angesprochenen Badestrände die Besucher in die Region locken, erstreckte sich der einst größte Braunkohlentagebau im Leipziger Südraum – der Tagebau Espenhain. Bevor der Tagebau Braunkohle förderte gab es hier an der Oberfläche u.a. fruchtbare Lößböden sowie Bereiche mit Geschiebelehm. Die Flächen wurden vorrangig landwirtschaftlich genutzt. Von einem See fehlte damals jegliche Spur. Von 1937 bis einschließlich 1995 wurde der Tagebau betrieben. Der Großteil der ausgekohlten Bereiche wurde wieder vollständig verfüllt. Diese Flächen werden heute wieder land- und forstwirtschaftlich genutzt. Nur ein kleiner Teil der durch den Tagebau Espenhain in Anspruch genommen Flächen bildet heute den Markkleeberger- und Störmthaler See.
An der Auenhainer Treppe gibt es nicht nur eine weitere Stele zum Geopfad, sondern auch den geologischen Schichtenstapel. Thematisiert werden hier die quartären Schichten – also die geologischen Ablagerungen, die nach dem Braunkohlezeitalter (dem Tertiär) entstanden sind. Mächtige Ablagerungen aus Flussschottern, Bändertonen, Grundmoränen, Sanden und Tonen überlagern die tertiären Meeressande. Dabei sind die quartären Schichten das Ergebnis der Eiszeiten, die über 2,5 Millionen Jahre hinweg die geologischen Prozesse mitbestimmt haben. Wollte man früher die Braunkohle fördern, so musste man dafür die quartären Ablagerungen „abräumen“. Heute verbindet die Treppe den Kanupark (unten am See) mit Auenhain (oben auf dem Plateau). Die Junior-Ranger nutzen die Chance zu Fuß einmal quer durch die gesamten quartären Schichten zu „düsen“, um sich anschließend auf den tertiären Meeressanden kurz mal „auszuruhen“.
Zeit zum verschnaufen, spielen und stärken gab es dann aber gleich noch mal am Steinerlebnisplatz. Der Störmthaler Kanal verbindet den Markkleeberger- mit dem Störmthaler See. Hier am Kanal entstand der Steinerlebnisplatz mit einer Vielzahl von Findlingen, die beim Braunkohlebergbau zutage traten. Die z.T. mehrere Tonnen schweren eiszeitlichen Geschiebe (Findlinge) wurden petrographisch untersucht und bestimmt und bieten dem interessierten Besucher einen Einblick in die Welt der Gesteine. Den Kindern bietet der Steinerlebnisplatz vor allem im Sommer eine kleine Erfrischung und viel Platz zum spielen und klettern.
Ab sofort verlief der Geopfad weiter am Störmthaler See. Vom Weg auf der der Hochfläche hatten wir nun immer einen guten Blick über den See. Mehrere Stelen haben wir somit schnell anfahren und besprechen können. Aber das nächste kleine Highlight war das geologische Fenster „Fossile Küste am Störmthaler See“. Für die letzten Stelen blieb nicht mehr ganz so viel Zeit. Wollten wir doch alle irgendwann auch wieder zurück sein. Und so neigte sich auch dieser Tag schon schnell dem Ende entgegen. Wir freuen uns schon auf die nächste Veranstaltung im Mai 2022.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.