„Junior-Ranger im Neuseenland“ – GeoWerkstatt startet neues Projekt und Ausbildung zum Junior-Ranger

Im Oktober 2020 war es endlich soweit. Mit den angehenden „Junior-Rangern im Neuseenland“ – 11 Kindern aus Leipzig und Umgebung – sind wir in unser neues Projekt gestartet und haben bereits am ersten Tag viel erlebt. Wir haben uns und natürlich das „Untersuchungsobjekt“ – das Leipziger Neuseeland – kennengelernt. Unterstützt wird das Projekt vom Sächsischen Mitmach-Fonds. Einen kleinen Bericht zu unseren Aktivitäten am ersten Tag der Ausbildung, zum Junior-Ranger-Projekt und den Inhalten könnt ihr hier nachlesen.

Text von Ronny Schmidt und Fotos von Martin Rust


Nach unserem Schnuppertag im September am Markkleeberger See mit vielen interessierten Kindern und Eltern sind wir im Oktober 2020 mit 11 teilnehmenden Kindern ins Projekt gestartet. Es ist eine tolle Gruppe von Kindern unterschiedlichen Alters, die in den nächsten Monaten gemeinsam mit uns das Leipziger Neuseeland entdecken werden. Aller Anfang ist dabei bekanntlich schwer. Die Corona-Krise hat uns in der Planung und in unseren Aktivitäten rund um die Junior-Ranger Ausbildung immer wieder zurückgeworfen oder eingeschränkt – so leider aktuell auch schon wieder -, aber wir sind uns sicher, dass ein spannendes und mit vielen Highlights gespicktes Jahr vor uns liegt.


 
Bei unserer ersten Veranstaltung im Oktober ging es natürlich darum, dass wir unsere neuen Teilnehmer alle gut kennenlernen durften und wir gemeinsam das Leipziger Neuseeland einem ersten „kritischen“ Blick unterwerfen. Natürlich waren alle schon mal am „Cossi“ – unserem Leipziger Badesee Nr. 1 direkt vor den Türen der Stadt. Der Eine oder Andere war auch schon am Markkleeberger oder Störmthaler See baden. Doch was hat es damit auf sich, dass es im Süden von Leipzig bis nach Borna und darüber hinaus so viele Seen gibt? Warum und seit wann wird hier Braunkohle gefördert und verarbeitet? Wie und wann ist die Braunkohle entstanden? Wie hat der Braunkohle-Bergbau in den letzten 100 Jahren die Landschaft verändert bzw. zerstört? Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich für die Menschen in der Bergbaufolgelandschaft? Wie stark ist die Region vom Strukturwandel betroffen und was bedeutet der Kohleausstieg für die Region? Diese und viele andere Fragen wollen wir bei der Ausbildung zum Junior-Ranger im Neuseenland thematisieren und besprechen und natürlich für die Kinder erlebbar machen.


 
Begeistert waren bzw. sind wir über das breite Vorwissen der Teilnehmer, auf dem wir hier aufbauen können. Die Kinder wissen schon erstaunlich viel über die einzelnen Seen oder deren Geschichte. Und dass es sich hierbei um die Restlöcher einer Bergbaulandschaft handelt, wussten unsere angehenden Junior-Ranger schon alle! Da waren wir natürlich begeistert und positiv überrascht. Alle zusammen haben wir unser Wissen geteilt und zusammengetragen. Unsere Tour in den Südraum führte uns zunächst an den Markkleeberger See. Hier haben wir bei einem kleinen Kennenlernspiel unsere Namen gefestigt. Ein bisschen aufwärmen war natürlich auch angesagt an diesem kühlen Samstagmorgen im Oktober. Von einer erhöhten Position am Nordrand des Markkleeberger Sees sowie vom Kletterpark in Auenhain aus hatten wir einen fantastischen Blick über den See und die sich anschließenden Landschaften und Landschaftselemente. Die Zentraldeponie Gröbern, die Autobahn A38, der Kanupark Markkleeberg, der Bergbau-Technikpark, das Kraftwerk Lippendorf oder die Hochhalde Trages waren gut zu sehen. Letztere war auch die nächste Station auf unserer kleinen Tour in den Süden. Gleichzeitig stehen alle diese von uns hier genannten Standorte / Einrichtungen für verschiedene Themen, die wir noch ausführlicher im kommenden Jahr mit den Kindern untersuchen, besuchen und besprechen werden.


 
An unserer nächsten Station war die Kondition der Kinder gefragt. In Mölbis – in den Achtziger Jahren der „dreckigste Orte der DDR“ oder vielleicht sogar Europas – sind wir gestartet für eine kleine Wanderung auf die Hochhalde Trages. Die Hochhalde Trages ist eine plateauartige künstliche Erhebung, die beim Aufschluss des Tagebaus Espenhain ab 1937 entstanden ist. Heute zählt die Abraumhalde zu den höchsten Erhebungen der Region in der sonst so flachen Landschaft der Leipziger Tieflandsbucht. Um den Tagebaubetrieb aufnehmen zu können, mussten die ersten Sedimente des neu aufgeschlossenen Tagebaus auf einen riesigen „Berg“ geschüttet werden. Insgesamt ca. 85 Millionen Kubikmeter (!) Material wurden mit der Bahn verbracht und mit Hilfe von Großabsetzern verteilt. Heute bietet sich dem Besucher ein fantastischer Blick über die Landschaft. Vor allem vom 33 Meter hohen Aussichtspunkt am südlichen Ende der Hochhalde Trages lassen sich große Teile des Leipziger Neuseelands gut überblicken. Und natürlich haben wir das auch genutzt. Nach der langen Wanderung bis zum Aussichtsturm haben wir eine Mittagspause eingelegt, um unsere Batterien wieder aufzutanken. Dann ging es für die meisten Kinder bis hoch auf die Plattform und gemeinsam konnten wir die Aussicht genießen. Dazu einer der Teilnehmer: „Es war voll schön da oben [Aussichtsturm Halde Trages]. Ich wäre gern länger geblieben“.


 
Bei unserer Fahrt durch das Neuseenland ging es weiter zum letzten aktiven Braunkohletagebau in Nordwest-Sachsen – den Tagbau Vereinigtes Schleenhain. Hier haben die Kinder einen ersten Eindruck davon bekommen, wie noch heute der aktive Bergbau die Landschaft verändert und zerstört. Mit Hilfe verschiedenen alter und neuer topografischer sowie geologischer Karten konnten wir den Wandel der Landschaft deutlich nachvollziehen. Vor allem die riesigen Dimensionen der vom Bergbau vereinnahmten Flächen war für die Kinder neun und beeindruckend. In einer der nächsten Veranstaltungen werden wir uns auch noch einmal IN den Tagebau begeben, um dort genauer unter die Lupe zu nehmen, wie die Braunkohle abgebaut wird, welche technische Infrastruktur notwendig ist, wohin die Braunkohle gebracht wird und ob noch immer Güterzüge dafür genutzt werden oder andere Technologien zum Einsatz kommen. Außerdem wollen wir herausfinden welche Maßnahmen vor dem tatsächlichen Eingriff in die Landschaft stattfinden müssen – z.B. Umsiedlung der Menschen, Rodung der Wälder sowie archäologische Ausgrabungen und welche Konflikte das mit sich bringt. Welche ökologischen und sozialen Auswirkungen das auf die Umwelt und den Menschen hat, werden wir hoffentlich bei spannenden Terminen vor Ort erfahren.


 
Pünktlich zurück waren Teilnehmer vom ersten Termin ganz schön „platt“. Viele neue Eindrücke, eine lange Wanderung auf der Hochhalde Trages und vielleicht auch die viele frische Luft haben uns alle ein bisschen müde gemacht. Auch die nächsten Veranstaltungen versprechen spannend zu werden. Wir hoffen, dass uns Corona bald wieder zusammenfinden lässt.
 

 
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.

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