Junior-Ranger im Neuseenland schauen über den Tellerrand – raus aus dem Südraum, rein ins Geiseltal – Spurensuche am Geiseltalsee und in der Zentralwerkstatt Pfännerhall

Im Dezember 2021 haben sich die Junior-Ranger im Neuseenland aufgemacht, auch außerhalb des Leipziger Neuseenlands eine von Braunkohlebergbau überprägte Landschaft zu entdecken. Dabei haben wir die Bergbaufolgelandschaft im Geiseltal genauer unter die Lupe genommen. Unser Ziel heute war der Geiseltalsee im südlichen Sachsen-Anhalt zwischen Mücheln, Braunsbedra, Beuna und Merseburg. Einen kleinen Bericht zu unseren Aktivitäten an diesem Tag, zum Junior-Ranger-Projekt und den Inhalten könnt ihr hier nachlesen.

Text von Ronny Schmidt und Fotos von Martin Rust

Der Geiseltalsee südlich von Halle ist ein Tagebaurestsee, ähnlich wie die uns bereits bekannten Seen im Leipziger Neuseenland. Der See entstand im Zuge von Rekultivierungsmaßnahmen im früheren Braunkohleabbaugebiet Geiseltal. Der Geiseltalsee ist heute der größte künstliche See Deutschlands mit einer Fläche von fast 19 km². Doch dazu später mehr. Unser Weg heute führte uns zunächst in die Zentralwerkstatt Pfännerhall. Erbaut wurde sie in den 1920er Jahren als mechanische Werkstatt für die Bergbauindustrie. Die Zentralwerkstatt ist heute Industriedenkmal, Museum, Besucherzentrum und Eventlocation zugleich.

Ein Teil der Ausstellung thematisiert das Geiseltal und dessen rund 300-jährige Bergbaugeschichte. Anfangs gab es eine Vielzahl von kleinen Gruben, in denen die Braunkohle gefördert wurde. Spätestens jedoch mit dem Beginn der industriellen Förderung und der Zusammenlegung der einzelnen Kohlegruben am Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Fördergebiet zu einem der größten zusammenhängenden Bergbauareale Deutschlands. Insgesamt wurden im Laufe der Jahre im Geiseltal rund 1,4 Mrd. Tonnen Braunkohle abgebaut und mindestens genauso viel Abraum bewegt. Aber auch hier hatte die Braunkohleförderung mal ein Ende. 1993 wurde der Bergbau endgültig eingestellt. Die Braunkohlevorkommen waren zu diesem Zeitpunkt im Geiseltal weitestgehend ausgeschöpft. In einer kleinen Dauerausstellung zum Bergbau werden u.a. originale Werkzeuge und Equipment aus unterschiedlichen Zeiten der Bergbauära gezeigt. Kartenmaterial, Erinnerungsstücke, Modelle und Kurioses vermitteln zudem Wissenswertes zum Braunkohleabbau selbst, zur Geschichte des Bergbaus in der Region sowie zur Braunkohleverarbeitung. Zusammen mit den Junior-Rangern haben wir viele spannende Sachen in dieser Ausstellung entdeckt und besprochen.

Ein zweiter Teil der Dauerausstellung thematisiert den Fundort Pfännerhall. Die verschiedenen bis zu 120 m mächtigen Braunkohleflöze im Geiseltal enthielten z.T. einzigartige Fossilien aus dem Zeitalter des mittleren Eozäns (Teilabschnitt des Tertiärs). An insgesamt fast 60 Fundstellen konnten über 30.000 (!) Fossilienfunde geborgen werden. Damit gehört das Geiseltal neben der gleich alten Grube Messel bei Darmstadt zu einem der wichtigsten Fossilfundorte aus der Zeit vor etwa 45 Millionen Jahren. Im Revier Neumark wurde 1985 z.B. ein Altelefant aus dem Pleistozän (Eiszeitalter) entdeckt und ausgegraben. Eine originalgetreue Rekonstruktion dieses Kolosses, ein Replikat des als „Geiseltal-Pferdchen“ bekannten Urpferds (Eozän) sowie zahlreiche weitere fossile Exponate (darunter auch verschiedene Originalfunde) sind in der Ausstellung zu sehen. Für uns und die Junior-Ranger war das etwas ganz besonderes, da wir einen solchen Fossilienreichtum aus den Kohleflözen im Leipziger Südraum noch nicht kannten. Weitere Informationen zur Fossilienlagerstätte Geiseltal finden Sie hier und in unzähligen wissenschaftlichen Publikationen von u.a. Prof. Dr. Dietrich Mania.

Nach dem Aufenthalt in der Zentralwerkstatt Pfännerhall brauchten wir alle erstmal eine Mittagspause! Gestärkt mit etwas Brot und ausreichend Zucker (!) ging es an unsere heutige zweite Station: dem „Geologischen Fenster bei Krumpa“ am südlichen Ufer des Geiseltalsees. Das geologische Fenster gewährt einen tieferen Einblick in die obersten Ablagerungen und Sedimente, wie sie hier im Geiseltal zu finden sind. Die Böschung ist hier nicht mit Vegetation bewachsen. Leider waren die Schautafeln schon etwas zerschlissen. Wir waren jedoch gut vorbereitet. Das besonderen an den hier aufgeschlossenen Sedimenten ist die dazwischen eingebettete Laacher-See-Tephra. Vor ca. 13.000 Jahren brach in der Vulkaneifel der Laacher-See-Vulkan aus. Mit dem Ausbruch wurde eine große Menge an vulkanischen Lockermaterialien gefördert, die vom Wind über viele hundert Kilometer in Richtung Südschweden transportiert wurden. Die Vulkanasche erreichte vermutlich eine Höhe von 40 km. Bei der Eruption wurde so viel Material ausgeworfen, dass sich selbst in 50 km Entfernung noch heute Bims- und Tephra-Schichten mit einer Mächtigkeit von 1 m nachweisen lassen. Und hier am ca. 350 km entfernten Geiseltalsee konnte man diese Tephra-Schichten ebenfalls nachweisen. Mit 2-5 cm sind diese nicht sonderlich mächtig. Es zeigt jedoch die unglaubliche Kraft, die hinter dem Ausbruch des Laacher-See-Vulkans steckte.

Auf unserem Ausflug zum Geiseltalsee waren der Aussichtspunkt bei Stöbnitz am westlichen Ende des Geiseltals sowie der geologische Geschiebegarten die beiden letzten Stationen an diesem Nachmittag. Der Aussichtspunkt bot uns allen noch einmal einen fantastischen Überblick über den aktuell größten künstlichen See Deutschlands. Im Geschiebegarten konnten wir unser bereits im Tagebau „Vereinigtes Schleenhain“ erworbenes Wissen testen und vertiefen. Wir freuen uns schon auf die nächste Veranstaltung im Januar 2022. Sofern Corona es zulässt, sehen wir uns schon bald wieder.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.

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